Was Vielen schon klar war

Ende November waren wir beim Fachsymposium „Bergsport und Gesundheit“. Menschen, die sich bewegen, werden mir sofort zustimmen, dass sich diese Bewegung positiv auswirkt. Wenn mir etwas zu viel wird weiß ich, wenn ich rausgeh und mich bewege, am besten einen Berg hinauf, dann steh ich oben und alles ist gut. Vieles wird klarer beziehungsweise löst sich auf. Dass dies jetzt auch noch wissenschaftlich belegt ist, lässt uns hoffen, dass Bewegung wieder viel mehr forciert wird und das vor allem schon im Kindergarten und in der Schule.

Prim. Priv.-Doz. Dr. Reinhold Fartacek widmete eine Studie dem Thema Bergwandern für Menschen mit hohem Suizidrisiko. Ziel war die Reduktion der Hoffnungslosigkeit und von Suizidgedanken. Schon Blumenthal et al., 1999/2007 haben herausgefunden, dass Bewegung gleich effektiv wie Antidepressiva sind. Baybak et al., 2000 bestätigten, dass bei der Therapieform Bewegung eine geringere Rückfallquote als bei der Therapie mit Antidepressiva besteht. 167 HochrisikopatientInnen wurden zu einem Informationsabend eingeladen. Sie mussten mindestens 18 Jahr alt sein, mindestens einen Suizidversuch hinter sich haben, der Wohnort musste in der Nähe der Stadt Salzburg sein und ihre Hoffnungslosigkeit musst laut Hopeless-Skala > 26 sein. Ausgeschlossen wurden Personen mit einer koronaren Herzkrankheit, einer kognitiven Beeinträchtigung, sowie Personen ohne ausreichende Deutschkenntnisse. Die 20 TeilnehmerInnen füllten mehrmals pro Woche diverse Fragebögen aus (Beck Hopelessness Scale, Beck Depression Inventory, Beck Scale for Suicide Ideation, usw.). Es gab zwei Gruppen; die erste Gruppe begann mit dem Wandern, während die zweite Gruppe die Kontrollgruppe war. Zwischen den Gruppen bestand kein signifikanter Unterschied hinsichtlich Alter, Gewicht, BMI, Hoffnunglosigkeit, Depressivität, Suizidgedanken, Suizidversuchen und Ausdauerleistungsfähigkeit. Danach wurde gewechselt. Die Wanderer gingen mindestens dreimal pro Woche für rund zwei Stunden wandern (300 – 500 Höhenmeter). Die Intensität lag bei 70-85 % der maximalen Herztätigkeit.

Und das Ergebnis? Bei sämtliche TeilnehmerInnen senkte sich dich Hoffnungslosigkeit und die Depressivität, die Suizidgedanken wurden weniger, das Selbstwertgefühl konnte gesteigert und stabilisiert werden und zudem erhöhte sich die körperliche Ausdauer. Unterstrichen wurde die gesamte Studie von den Ergebnissen die Dr. Klein präsentierte. Depressionen breiten sich aktuell wie eine Epidemie aus – sie sei die Pest des zweiten Jahrhunderts. Die Hirnforschung beweist, dass Bewegung glücklich macht. Die Gehirndurchblutung wird verbessert, die Gefäßneubildung wird stimuliert und die Hormone zum Glück, das Dopamin wird vermehrt ausgeschüttet. Ebenso werden Anandamide und Opioide freigesetzt. Opioide besitzen die selbe chemische Formel wie Opiate. Somit wäre für mich geklärt, warum Rückenschmerzen verschwinden, sobald ich in Bewegung bin.

Mit all diesen Erkenntnissen muss wohl nicht mehr diskutiert werden ob Bewegung wichtig ist. Jetzt stellt sich mir nur die Frage, wann es so weit ist, dass alle die Augen öffnen; dass Sport wieder seinen Stammplatz in der Schule bekommt, dass Bewegungstherapie ohne Eingrenzung verschrieben wird und nicht alles mit Medikamenten nur scheinbar besser gemacht wird.

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