Guido Unterwurzacher


 

Ein staatlich Berg und Skiführer, Alpinschule Rock`n Roll, aber vor allem ein Alpinist. Er hat so einige Abenteuer erlebt, so manche bekannte Durchsteigungen wie die „Kaisers Neue Kleider“ am Fleischbankpfeiler oder die schnelle Begehung der „Ferrari“ an der Cerro Torre Westwand, gemeistert. Guido lebt mit seiner Freundin in St. Johann und freut sich schon sehr auf seinen Nachwuchs.

 


 

Soweit ich weiß hast du mit 12 Jahren zum Klettern angefangen, seit wann betreibst du das in dieser Intensität?

Eigentlich war ich 11. Seit damals ist der Sport nicht mehr aus meinem Leben weg zu denken. Seit ich 12 bin betreibe ich den Sport nun seit 18 Jahren, mal mit sehr hoher und mal weniger Intensität.


Was gefällt dir dabei so besonders?

Am besten gefällt mir das Gefühl, wenn man in diesen Flow kommt, wo alles perfekt läuft und scheinbar mühelos von der Hand geht, wo man sich richtig stark fühlt und einfach alles passt.


Was war für dich das emotionalste Klettererlebnis?

Sicherlich der Durchstieg von des „Kaisers neue Kleider“ am Fleischbankpfeiler und die überraschend schnelle Begehung der „Ferrari“ an der Cerro Torre Westwand. Da war ich danach wie auf Wolke 7.


Hast du ein Lieblingsklettergebiet?

Ja klar. Den Schleierwasserfall! Der steht bei mir hinter der Haustüre. Und die Steinplatte und natürlich den Wilden Kaiser und die Loferer Alm und...


Wie würdest du dich selbst beschreiben? Kann man sagen, dass du ein Mann der Extreme bist?

Ich seh mich als jemanden, der das lebt, was ihm taugt und manchmal taugt`s mir eben auch EXTREM! Extrem ist so ein Wort mit dem ich nicht viel anfangen kann, es ist sehr relativ. Für den einen ist`s EXTREM locker, für den anderen EXTREM zach...


Was sagst du zu denjenigen die behaupten, das was du machst sei nicht normal, zu gefährlich,.....? Ist es dir egal was andere Leute/Kollegen sagen?

Zu mir hat noch nie wer gesagt, dass was du machst ist nicht normal, zumindest niemand aus meinem Freundeskreis. Es kommt immer drauf an wer und wie er/sie es sagt. Klar viele Leute verstehen es nicht, dass man sein Leben den Bergen verschrieben hat, aber ich könnte mir kein anderes vorstellen. Dann müsste ich wohl wer anderer werden.


Was gefällt dir besser: Eisklettern oder Felsklettern?

Felsklettern. Am Fels fühle ich mich wohler und sicherer als im Eis. Aber das macht auch den Reiz aus. Ich will mich eben in allen Facetten auf einem Niveau bewegen, das mich fordert.


Woher nimmst du deine Ideen zu den Expeditionen?

Aus meinem Kopf!


Welche Sportarten übst du noch intensiver aus?

Seit einigen Jahren bin ich voll dem fliegen verfallen. Paragleiten und Speedflying. Das flasht mich voll und lässt sich super mit dem Klettern, Bergsteigen verbinden. Raufklettern, runterfliegen, einfach genial.


Hast du deine Freiheit wie du sie beschreibst, Mut zu haben, das Leben nach seinen Vorstellungen zu leben, schon gefunden?

Auf jeden Fall. Ich bin in der sehr glücklichen Lage, dass ich eine sehr verständnisvolle Freundin, habe, ich habe Sponsoren (Adidas, Petzl, La Sportiva, Pieps, Adidas Eyewear, Dynastar, Headstart), die mich bei meinen Projekten großzügig unterstützen und ich habe den Mut das so durchzuziehen.


Denkst du jetzt über gewisse Sachen anders nach, seit du Bergführer bist, bzw. gehst du bestimmte Dinge anders an?

Ja, ich denke schon. Ich habe ein viel besseres Risikobewusstsein bei gewissen Dingen, als zuvor. Die österreichische Bergführer Ausbildung ist eine sehr umfangreiche und gute Ausbildung und wenn ich mit Gästen unterwegs bin steht Sicherheit an erster und Spaß an zweiter Stelle.


Was bedeutet für dich erwachsen werden, dass du bekanntlich nicht so gerne magst?

Erwachsen werden, bedeutet für mich zum einen, sich einzugestehen was man alles versäumt hat, das Kind in sich zur Ruhe zu bringen und zum anderen gestärkt aus den gelernten Fehlern in die Zukunft zu blicken. Ich will schon irgendwie erwachsen werden, aber eben nicht so richtig.


Lebst du nach deinem Motto, das Leben richtig zu leben?

Das richtig sollte nicht als das richtig neben dem falsch verstanden werden, zuhause sagen wir „Wenn, dann gscheid!“ Egal bei was.


Hast du Ziele?

Ich hab sogar sehr, sehr viele Ziele. Das erste ist, ein guter Vater zu werden, mich ständig weiter zu entwickeln, meine Ziele zu verwirklichen,unverletzt, motiviert und glücklich zu bleiben.


Hast du eine Freundin und wenn ja wie geht die damit um?

Meine Freundin ist selber begeisterte Bergsportlerin und Kletterin, von daher versteht sie das meiste. (Scherz)


Wurdest du vom Anfang an von deiner Familie unterstützt?

Ja, absolut. Mein Onkel Tom war selber fanatischer Kletterer, durch ihn bin ich zu diesem Sport gekommen. Meine Eltern haben mich immer, so gut es ging unterstützt. Mein Onkel hatte jedoch einen sehr schweren Kletterunfall, er ist 30 Meter neben mir abgestürzt, hat zum Glück überlebt, mit 11 gebrochenen Wirbeln, das hat mir schon einen ordentlichen Dämpfer gegeben.


Wie siehst du als Bergführer die Entwicklung im Alpintourismus?

Als Bergführer bin ich glücklich, dass immer mehr Leute erkennen wie schön die Berge sind und es gibt genug Leute die sich weiterbilden wollen und Kurse und Führungen buchen um selbstständig und sicher unterwegs sein zu können. Wir als Bergführer haben die Aufgabe, den Leuten den das Handwerk des Alpinismus richtig und sicher zu erlernen und ihnen schöne Tage zu gestalten. Alpintourismus gab es schon immer und wird es auch in Zukunft geben und das sit auch gut so.


Findest du, dass daran was geändert werden muss?

Es liegt immer in der Hand des Bergführers oder des Alpinisten wie er an den Berg herangeht. Respekt vor der Natur und ein respektvoller Umgang mit den Spielregeln, die uns die Natur stellt sind dabei sehr wichtige Faktoren.


Für wie wichtig findest du die ständig wachsende Zahl der Kletterhallen? Sollte es solche auch für Eiskletterer geben, wo sie den Sommer über trainieren können?

Ich finde es super, dass wir ständig neue Hallen und Trainingsmöglichkeiten bekommen. Wir in St.Johann bekommen jetzt endlich eine große Boulderwand, wo die Wettkletterer und die Alpinisten sich auf ihre Ziele vorbereiten können und auch alle anderen ihre Kletterlust stillen können. Ich denke Eiskletterhallen liegen noch in weiter Ferne und sind auch aus Sicherheitsgründen und Erhaltungskosten nicht so leicht umsetzbar wie normale Kletterhallen. Aber sag niemals nie...


Welchen Traum hast du den du dir unbedingt noch erfüllen willst?

Ich will unbedingt mal vom Eiger, vom El Cap, von der Großen Zinne und vom Wilden Kaiser mit dem Fallschirm runterspringen, ich will noch viele unfallfreie und erlebnisreiche Touren und Reisen in aller Welt machen und mit 80 Jahren, vielleicht sogar mit meinen Enkelkindern, noch am Kaiser klettern können.


Das Interview führte Erwin Hofbauer, die Fotos wurden von Guido Unterwurzacher zur Verfügung gestellt.