Das Beste kommt zum Schluss

Stefan Schipflinger, Vorstandsmitglied, Trainer und Quaterback der Wörgl Warriors über seine Anfänge, den perfekten Quaterback und gesunden Konkurrenzkampf.

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RSP.: Mit wie viel Jahren hast du begonnen, Football zu spielen?

Stefan Schipflinger: Das war im Jahr 2014, mit 33 Jahren.

 

RSP.: Was hast du davor sportlich gemacht?

Stefan Schipflinger: Ich hab von klein auf Fußball gespielt, war bei der Wasserrettung aktiv, bin viel gelaufen, Rad gefahren und hab auch Tennis gespielt. Aber das Beste kommt zum Schluss.

 

RSP.: Wie bis du auf die Idee gekommen, im Alter von 33 Jahren mit einer doch sehr harten Sportart anzufangen, wo andere bereits von Kind auf spielen?

Stefan Schipflinger: In Amerika fängt ein Spieler von klein auf an, da gebe ich dir recht. In Österreich betreibt das noch nicht die breite Masse, da ist der Einstieg auch später möglich. Ich verfolge den Football-Sport seit 25 Jahren. Bei den Raiders hab ich mich vor Jahren zum Probetraining eingeschrieben, an dem mich dann eine Schulterverletzung gehindert hat und die Idee hat sich verlaufen. Ich erfuhr, dass in Wörgl ein Footballteam im entstehen war und hab angeboten, wenn sie jemanden brauchen, dass ich gerne zur Verfügung stehe.

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RSP.: Du hast im Verein eine führende Position, bist auch Trainer bei den Wörgl Warriors. Wie lässt sich Trainer, Spieler und Vorstandsmitglied sein vereinbaren?

Stefan Schipflinger: Es ist schwierig. Es ist extrem aufwendig, denn als Spieler hab ich mein Training zu absolvieren. Als Trainer muss ich zusätzlich auf alle anderen schauen und sie individuell betreuen. Die Vorstandsaufgaben mit allen organisatorischen Agenden, nehmen den Großteil der Zeit in Anspruch. Der Vorteil ist, dass ich die Vorstandsaufgaben erledigen kann, wenn ich Zeit dazu habe.

 

RSP.: Bei euch spielt der komplett Vorstand im Team? Ist das auf längere Sicht machbar?

Stefan Schipflinger: Auf Dauer ist das sicher keine Lösung. Wir sind bestrebt, dass wir andere Personen in den Vorstand holen. Jemand der sich nur um Merchandising und die Organisation kümmert und das sportliche den Sportlern überlässt. Dazu sind wir allerdings noch zu klein und zu jung. Das wird noch ein paar Jahre dauern.

 

RSP.: Wie schaut dein Training als Quaterback aus?

Stefan Schipflinger: Im Verein haben wir zweimal die Woche Training. Da versuche ich an der Abstimmung mit der O-Line, Reciever usw zu arbeiten. Zusätzlich versuche ich dreimal die Woche Quaterback spezifisches Kraft- oder Ausdauertraining zu machen.

 

RSP.: Spielt jemand anderer auch aus Quaderback bei den Warriors oder nur du?

Stefan Schipflinger: Wenn ich nicht könnte, dann käme ein ganz junger, der Philip nach. Er hat das Zeug dazu, dass er mich irgendwann überholt, was ich auch hoffe.

 

RSP.: In welcher Position spielt der zweite Quaterback sonst?

Stefan Schipflinger: Normal spielt er als Wide Reciever. Er war jetzt verletzt und wir werden versuchen ihn möglichst nicht einzusetzen, damit er die Verletzung ordentlich auskurieren kann.

 

RSP.: Was macht für dich einen Quaterback aus?

Stefan Schipflinger: Er hat eine Vorbildfunktion, er ist der der vorne steht. Er sollte der Anführer sein und in der Lage sein, Entscheidungen zu treffen sowie hinter diesen zu stehen. Er ist für die Abstimmung und das Verständnis zuständig. Ich kann als Quaterback noch so gut sein, wenn meine O-Line mir nicht hilft, dann verlieren wir das Spiel. Wenn die Jungs gut auf mich aufpassen, kann ich ein tolles Spiel spielen.

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RSP.: Was ist für den Quaterback das wichtigste? Körperliche Fitness oder taktisches denken?

Stefan Schipflinger: Die Quaterback Legende der Pittsburgh Steelers hat einmal gesagt: „Ein Quaterback wird daran gemessen, was er zwischen den Ohren hat.“ Du musst deine Spieler kennen, musst Entscheidungen treffen aber du musst auch physisch in der Lage sein, ein Spiel zu überstehen. Die größte Herausforderung ist, dass du im Kopf fit bist, auch wenn der Körper nicht mehr mag. Wenn du ein hartes Spiel hast, dass du dann trotzdem in der Lage bist klar zu denken und ordentliche Anweisungen zu geben, das ist die Herausforderung.

 

RSP.: Wie ist der Konkurrenzkampf unter den Spielern im Verein?

Stefan Schipflinger: Wir haben zum Beispiel nicht viele Personen, die sich um die Quaterback Position reißen, da sie sehr wohl mit viel Verantwortung verbunden ist. Mir persönlich ist der gesunde Konkurrenzkampf zu wenig im Verein vorhanden. Ein gesunder Druck schadet nicht.

 

RSP.: Wie war die Unterstützung der Verbände bei eurer Gründung?

Stefan Schipflinger: Den AFCVT hat es damals noch nicht gegeben und jetzt kann ich überhaupt nichts negatives über sie sagen. Die Strukturen im AFBÖ werden geändert und befinden sich im Aufwind. Sie versuchen auch zu steuern im Konflikt mit dem SV Wörgl.

 

RSP.: Eure Fanbase ist sehr groß!

Stefan Schipflinger: Ja, wir versuchen, als Viertdivisionär, alles größer und professioneller Aufzuziehen als es sein müsste. Ich versuche mit anderen Vereinen und Organisationen zu kooperieren. Der Junge, der in Söll vor dem Spiel die Österreich Hymne gesungen hat, das war zum Beispiel eine Kooperation mit der Landesmusikschule Wörgl. Wir versuchen jedes Spiel in einen kleinen sozialen Rahmen zu packen. Wir laden Leute von der Diakonie ein, wir möchten mit dem Tierschutzverein Tirol etwas machen und haben viele Ideen um uns zu präsentieren.

 

RSP.: Was bedeutet Football für dich im allgemeinen und emotional?

Stefan Schipflinger: Allein den Sport auszuüben bedeutet mir emotional viel. Wenn ich daran denke, dass ich den Verein mitgegründet habe, ihn mit aufgebaut habe und zu den Erfolgen des Vereines beitrug, das gibt mir nochmal einen extra Schub.

So viel ich mich auch ärgern muss – über mich, über andere – im Endeffekt, wenn ich nach einem gewonnen Spiel mit meinem Team heimfahre, vergieße ich zuvor in der Kabine ein paar Tränen.

 

RSP.: Warum Football und nicht zum Beispiel Schach?

Stefan Schipflinger: Football ist der schönste Sport, da er alle Elemente beinhaltet, die Sport beinhalten soll. Football ist hart aber fair, er ist taktisch geprägt, er enthält alles was es braucht.

 

Von Erwin Hofbauer am 19. April 2017