Foto: Mia Knoll
Foto: Mia Knoll

Zwei konträre Sportarten miteinander verbinden

 

Mit Silber in Oslo und Rang neun im Gesamtweltcup hat sich die totale Trainingsumstellung nach dem Übertraining des vergangenen Jahres, von Dominik Landertinger, vollauf bezahlt gemacht. „Ich habe mein Ziel geschafft, in den Top 10 im Gesamtweltcup abzuschließen. Und das, obwohl ich bei einigen Weltcups nicht am Start war. In Hinblick auf die kommende Heim WM in Hochfilzen habe ich aber sicher noch Steigerungspotenzial!“ berichtet der 1988 geborene Dominik Landertinger im Regionalsport Tirol Interview.

 

Wie bist du zum Langlaufen/Biathlon gekommen? Was fasziniert dich dabei?

Als kleiner Junge wollte ich eigentlich Skispringer werden. In der Skihauptschule habe ich mich dann doch für den Biathlonsport entschieden.

Biathlon ist der Wintersport schlechthin, denn es gilt, zwei Sportarten, die gar nicht zusammenpassen, miteinander zu verbinden. Am Schießstand braucht man Ruhe, in der Loipe musst du deinen Körper ans Limit pushen. Mich fasziniert vor allem die hohe Dichte: Fast in jedem Wettkampf kann sich bis zum letzten Schuss, bis zur letzten Sekunde, bis zum letzten Meter alles drehen, viele Rennen werden mittlerweile im Zielsprint entschieden, das ist nicht nur für uns, sondern auch für die Zuschauer wahnsinnig spannend.

 

Wie ist das Verhältnis zwischen Ausdauer- und Krafttraining?

Das ist eine eigene Wissenschaft. Unsere Sportart ist eine Kraft-Ausdauersportart, aber das Verhältnis Kraft- und Ausdauertraining oft schwer zu kombinieren. Vor allem das Krafttraining muss richtig dosiert sein, da es sich sonst nicht mit dem Grundlagenausdauertraining verträgt. Daher ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt das richtige zu trainieren. Die große Kunst ist es dann, die im Fitnessstudio erworbene Kraft, auf den Ski zu übertragen.

 

Gibt es eigentlich eine Zeit ohne jeglichem Sport bei dir?

Ja, die gibt es auch. Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Freunden, beim Kafeetrinken oder Grillen. Wir grillen sehr gerne egal bei welchen Temperaturen im Garten eines Freundes (lacht). Aber natürlich ist diese Zeit bei einem Sportler sehr begrenzt.

 

Welche Voraussetzungen muss ein Laiensportler mitbringen um Langlaufen zu gehen?

Die wichtigste Voraussetzung ist natürlich, dass man Spaß am Sport hat. Aber über eine gewisse Grundkondition sollte man auch verfügen. Technik und Material spielen beim Langlaufen eine große Rolle. Auch beim Hobbysportler. Daher würde ich schon raten, einmal einen Kurs zu belegen, wenn man mit dem Sport beginnen will.

 

Was war dein bisher schönster Moment in deinem Leben?

Ich führe ein für mich sehr schönes und glückliches Leben, daher gibt es viele besondere Augenblicke. Im Sport sind sicherlich die Medaillen die emotionalsten Momente, wobei ich da keine besonderen Favoriten habe. Privat ist es die Zeit, die ich mit meiner Freundin oder meiner Familie, meinen Freunden verbringe, diese Momenten sind für mich auch ganz vorne dabei.

 

Welche Augenblicke oder welchen Moment, in deiner Sportlerlaufbahn, würdest du am liebsten aus deinen Gedanken streichen?

Das war sicherlich das bittere verfrühte Ende in der vergangenen Saison. Da ist gar nichts mehr gegangen. Ich bin in ein Übertraining reingeschlittert und musste die WM in Kontiolahti ohne Erfolgserlebnis verlassen.

 

Für was kannst du dich neben dem Sport noch begeistern? Was machst du, um dich zu erholen, Ruhe zu finden?

Ich liebe es mit meinen Freunden zusammenzusitzen, spiele gerne Playstation und habe eine große Uhrensammlung – ich sammle Jaques Lemans- Uhren, durfte sogar schon meine eigenen Ideen in einem Uhrendesign miteinbringen.

 

Hat der Sport dein Leben verändert, wie hat sich das bemerkbar gemacht?

Als Spitzenathlet muss man die Frage wohl anders rumstellen: Sport ist mein Leben. Ihn nicht mehr ausführen zu dürfen, würde mein Leben verändern.

 

Wie schaut die Vorbereitung drei Tage vor einem Wettkampf aus? Worauf achtest du zum Beispiel bei der Ernährung, etc.?

Bei meiner Ernährung achte ich besonders darauf, dass ich mich qualitativ hochwertig ernähre. Eine besondere Diät gibt es aber bei mir nicht. In den Tagen vor den Wettkämpfen achtet man natürlich darauf, dass man vermehrt Kohlehydrate zu sich nimmt, um die Speicher aufzufüllen. Gut ist auch mal ein Red Bull in Zeiten der Beanspruchung oder ein alkoholfreies Bier, ein „Egger Zisch“ am Abend vor der Playstation (lacht.) Die Tage vor den Wettkämpfen sind strickt durchgetimed: Bei uns stehen oft die ersten Wettkämpfe schon wieder am Donnerstag am Programm, dann ist Montag nach dem letzten Wettkampf ein trainingsfreier Tag, Dienstag stehen schnelle Einheiten am Programm und Mittwoch noch wenige kurze, intensive Sprints zum Ausputzen, so zu sagen.

 

Wer sind deine Vorbilder und warum?

Ole Einar Björndalen. Er war immer Vorbild und wird es immer sein. Schon als kleiner Junge war ich schon ein großer Fan von ihm und jetzt auch noch. Er ist bodenständig, extrem fokussiert und einfach professionell ist.

 

Was sind deine nächsten Ziele und hast du schon Erwartungen und Ziele für die Heim-WM 2017 in Fieberbrunn?

Die WM 2017 ist nicht nur für mich, sondern für uns alle ein absoluter Segen. Für den Biathlonsport in Österreich war es sehr wichtig, dass Hochfilzen die WM zugesprochen bekommen hat. Dadurch konnte enorm viel in das Stadion, die gesamte Infrastruktur und vor allem auch in unsere Trainingsstätten investiert werden. Was hier entsteht, ist auch ein Grundstein für unseren Nachwuchs und eine Garantie für die Zukunft unseres Sports. Es erfüllt mich mit Stolz, wenn ich sehe, dass die gesamte Region diesbezüglich an einem Strang zieht.

Für mich als Athlet ist die Heim WM ein Karrierehighlight und vom Gefühl her sportlich sicherlich gleichzusetzen mit Olympischen Spielen. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Sportler in seiner aktiven Karriere eine Heim WM erleben darf. Noch geringer wird die Anzahl jener Athleten, die direkt im Heimatort, in dem sie leben und aufgewachsen sind, ein solches Großereignis bestreiten dürfen. Die WM 2017 wird ein Megaspektakel, auf das ich mich schon extrem freue. Ich versuche die Anspannung zu akzeptieren und positiv zu nützen, im Rennen auf die Seite zu schieben und einfach das abzurufen, was ich immer mache - WM daheim hin oder her, da muss man einfach locker bleiben. Um eine Goldmedaille zu gewinnen, muss am Tag X ohnehin alles zusammenstimmen, inklusive dem Quäntchen Glück, auf das man keinen Einfluss hat.