Kitesurfen am Reschensee

 

Bilder und Text: Michael Stanglmeier - PROBOARDER

 

Der italienische Reschensee (Lago di Resia) – unweit von Nauders am Reschenpass - liegt im Südtiroler Vinschgau, neben dem Engadin die trockenste Region der Alpen.

Niederschlag kommt am Reschenpass meist nur als Wind an, eine ideale Voraussetzung für alle, die Windsport betreiben.

 

So gibt es neben wenigen Seglern und Windsurfern am Reschensee eine beträchtliche Zahl an Kitesurfern, die von ca. Mai bis Oktober auf dem Reschensee Kiteboarding betreiben. Gefahren wird auf sogenannten Kitesurfboards, welche entweder wie kleinere Wellenreiter aus sehen oder einem Wakeboard ähneln.

Der Reschensee liegt auf rund 1500 Metern Seehöhe und ist dank seiner geographischen und topographischen Lage sehr windsicher. So ist der Reschenpass eine Winddüse zwischen Alpennordseite und Alpensüdseite ( Nord- und Südtirol), wo Berge links und rechts des Übergangs den Wind beschleunigen. Die hauptsächliche Windrichtung ist Nordwind (Oberwind), welche rund 70% Windtage aus macht. Dabei ist der Himmel meist blau und die Sonneinstrahlung hoch. Die restliche Windzeit ist aus südlicher Richtung. Entweder wenn Niederschlag aus dem Süden an zieht oder wenn tägliche Thermik von mittags bis Spätnachmittags den See belüftete, man spricht vom Unterwind, dem Vinschger Wind.

Windsurfer und Segler gehen eher in Reschen aufs Wasser, aber die Kiter haben einen offiziellen Platz in Graun im Vinschgau (Curon al Venosta). Der mittlere Punkt an der Ostseite des Reschensees bietet mit seinen zwei Winden von links oder rechts eine perfekte Startmöglichkeit der Kites, welche an Land gestartet, also in die Luft gebracht werden. Dazu braucht es eine Wiese, am Besten ohne Bäume und Hindernisse. Die Gemeinde stellt so eine Fläche für den Kiteclub zur Verfügung, welche auch für Kiteschulung genutzt wird. So gehen die Wassersportler mit dem Kite in der Luft ins Wasser, das Board in der Hand.

Einen Neoprenanzug braucht man am Reschensee auch im Sommer, da die Wassertemperatur immer maximal knappe zwanzig Grad erreicht. Die PROBOARDER Kiteschule am Reschensee (www.kiteboarding-reschen.eu) bietet von Mai bis September Kitesurfkurse für Einsteiger und Fortgeschrittene an. Es wird alles an Material gestellt, incl. Funkunterstützung und Absicherung mit Rettungsboot. Kitesurfer, die selbständig am Reschensee ihren Sport ausüben möchte, dürfen nur am Gelände des Kitesurfclubs ihren Kite starten. Dafür ist eine Mitgliedschaft notwendig, welche einen Befähigungsnachweis erfordert. Auf dem See darf sich dann nahezu uneingeschränkt verteilt werden, sofern zum Landen wieder auf das Kiteclubgelände gegangen wird. Für den Notfall ist in der Clubmitgliedschaft die Rettung mit dem Motorboot geregelt.

Der Reschenpass bietet neben dem Wassersport ein umfangreiches Erlebnisangebot für die ganze Familie. Mehr dazu und Unterkunftsempfehlungen gibt es unter http://www.vinschgau.net/

 

Weitere Informationen bei

PROBOARDER – Kiteboarding Reschen

www.kiteboarding-reschen.eu

 

INFO:

Der heutige, ca. 6km lange Reschen-Stausee entstand aus einem Projekt von 1939, der Stauung von Mittersee (Graunersee) und dem Reschensee zu einem gewinnbringenden Speicher zur Stromerzeugung. Nach Unterbrechung durch den Krieg wurden die Pläne entgegen der Bevölkerung weiter verfolgt und entgegen aller Proteste der Einwohner die eigentliche erste Flutung im Sommer 1950 vollzogen. So wurden knapp 150 Familien ihrer Existenz beraubt, welche kaum nennenswerte Entschädigungen dafür erhielten. Alles, was vor der Flutung auf den üppigen Hochebenen stand, wurde per Sprengung dem Erdboden gleich gemacht. Als Denkmal steht als Rest von dem faschistischem Projekt nur noch der Turm im Reschensee aus dem 14. Jahrhundert. Somit stehen heute neben der wenigen Vorzüge der Stauung nach wie vor die schrecklichen Gedanken an die Machenschaften der Montecatini unter Mussolini in den Hinterköpfen der Menschen.