Vom Schlachtfeld übernommen und in die Berge übertragen

Am Donnerstag, 16.03.2017 fand im Hörsaal der Pharmakologie, der UNI Innsbruck ein Vortag über taktische Alpinmedizin statt. Veranstalter war die Interessen Gemeinschaft Notfallmedizin Innsbruck (IGNI). Markus Isser, Anästhesie,- sowie Intensivpfleger und bei der Bergrettung tätig, vermittelte in seinem zweistündigen Vortrag die Grundlagen der taktischen Alpinmedzin und veranschaulichte, was die Bergrettung leistet.

Steinbockmarsch Alpinmedizin Bergrettung Ginzling Regionalsport Taktische Tirol Österreich Interessen Gemeinschaft Notfallmedizin Innsbruck Markus Isser UNI Pharmakologie IGNI

Die Taktische Medizin ist Notfallmedizin, die für Soldaten im Krieg entwickelt wurde. Sie könnte mit dem Begriff „Kriegsmedizin“ übersetzt werden. Früher wurde jemand verwundet und sofort vor Ort maximal behandelt. Dies barg große Gefahr für alle Beteiligten.

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Das bis in die 90iger Jahre gültige A (Airways/Atemwege frei?) B (Breathing/atmet der Mensch) C (Circulation/Kreislauf aufrecht bzw. blutet er stark) D (Disability/neurologische Verletzung?) E (sozusagen der Rest; Brüche, kleine Verletzungen) Versorgungssystem wurde von Frank Butler adaptiert. Die taktische Lage bestimmt die medizinischen Handlungen und nicht wie im Rettungswesen der Patient. In der taktischen Medizin gibt es drei Zonen.

Die rote Zone (Care under Fire) – hier besteht höchste Gefahr. Nur lebensbedrohliche Wunden werden versorgt. Es wird keine Medizin betrieben, der Verwundete wird aus der Gefahrenzone gebracht.

Die gelbe Zone (Tactical Field Care) – ab hier wird, wenn es die Situation zulässt, Medizin betrieben. Eine gelbe Zone kann zu einer roten Zone werden.

In der grünen Zone (Tacevac Care) steht z.B der Hubschrauber oder der Rettungswagen um den Patienten in ein Krankenhaus zu bringen.

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Erwin und Julia Hofbauer beim Steinbockmarsch in Ginzling.

Am Berg gelten andere Regeln

Die Tiroler Bergrettung ist die erste europäische Organisation, die die Taktische Medizin eingeführt und umgesetzt hat. Die Menschen die der Bergrettung angehören sind in erster Linie ausgebildete Laienretter. Das kann der Lehrer, der Metzger und der Gemeindebedienstete sein, die zu einem Einsatz gerufen werden. Es dauert oft Stunden, bis Erstretter vor Ort sein können. Die Bergrettung wird nur alarmiert, wenn der Hubschrauber nicht fliegen kann, das heißt bei widrigsten Verhältnissen, mit mehr als 20 Kilogramm Gepäck. Sind die Erstretter bei der verunglückten Person, gehen sie nach einem genauen Schema vor und beginnen dann den Abstieg. Die Taktische Medizin ist auf das elementarste reduziert und dadurch einfacher zu handhaben. Zudem heißt es am Berg improvisieren und in Mac Gyver Manier aus scheinbar nichts ein lebensrettendes Werkzeug zumachen. Die ABCDE-Regel gilt nach wie vor. Hinzukommt, was im allgemeinen Rettungswesen völlig abhanden gekommen, jedoch bei der Bergrettung elementar ist, das Wärmemanagement. Selbst im Hochsommer ist Unterkühlung ein Problem. Fakt ist, dass unter 28 Grad Körperkerntemperatur der menschliche Körper nicht mehr lebensfähig ist und pro Stunde kühlt der Körper um 0,5 Grad aus. 8 Grad pro Stunde sind es bei zusätzlich schweren Blutungen. Hat der Bergsteiger/Wanderer nichts mit um sich warm zu halten, sitzt/liegt er mit verschwitzter oder nasser Kleidung, die die Abkühlung noch schneller vorantreiben, kann sich jeder ausrechnen, dass es sich um einen absoluten Notfall handelt. Des weiteren spielt in der Bergrettung die Versorgung mit Lebensmitteln eine wichtige Rolle.

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Die Zonen für die Rettung vom Berg würden wie folgt aussehen:

  • Rot – Überlegung, ob die Retter dahin gehen. Wenn ja, Crash Bergung und minimale Versorgung (Anlegen einer Halswirbelsäulenschine und Wärmedecken)
  • Gelb – lebensbedrohliche Situationen minimieren
  • Grün – der Patient wird umgeladen und abtransportiert