Roller Derby

Am Track Konkurrentinnen, abseits aber gemeinsam für den Sport unterwegs!

Angefangen hat alles mit einem 56.000 Runden-Rennen in Amerika in den 30er Jahren. Jedes Team ist gefahren bis zur absoluten Erschöpfung. Sogenannte „Jacks“ kamen dazu, um das andere Team zu behindern. Aufgrund der Härte dieses Sportes ist er untergegangen. Daraus entwickelte sich eine riesige Show mit vielen Zuschauern. Damals wurde nicht auf einem flat Track gefahren sondern in einem high Track. Die Teams haben sich miteinander eine Show ausgemacht, wo sie sich unter anderem gegenseitig aus dem hohen Track rausgeschmissen haben.

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@Eva Kuster

Regionalsport bat Kathi von den Fearless Bruisers, Tirols erster Roller Derby Mannschaft zum Interview. Wer jetzt an Motorräder denkt, liegt falsch. Mädels auf Rollschuhen liefern sich auf einem Track ein Vollkörperkontaktspiel und geben Rollendenken keine Chance.

RSP: Wie entstand Roller Derby, wie es heute gespielt wird?

Kathi: In den 90er Jahren entstand Roller Derby, wie es heute existiert. Gefahren wird nur auf einem flat Track damit das ganze konkurrenzfähig bleibt, da die meisten keinen high Track haben. Wir spielen nach den Womens Flat Track Roller Derby Regeln, in denen genau festgelegt wurde, wie zum Beispiel ein Track auszusehen hat.

 

RSP: Seit wann gibt es Roller Derby in Tirol?

Kathi: Wir haben letztes Jahr (2016) im Februar das Training aufgenommen. Entstanden ist das ganze aus dem Feminismus reloaded Projekt, von den TKI (Tiroler Kultur Initiativen). Es wurden feministische Projekte eingeleitet und eine Bekannte – Isi – hat gemeint „Probieren wir es doch mit Sport“. Dabei ist sie auf Roller Derby gestoßen und hat eine wunderbare Bewerbung für das Projekt geschrieben. Wir haben eine Förderung von den TKI zugesprochen bekommen. Begonnen haben wir mit 27 Personen. Die Interessen gehen sehr schnell auseinander aber grundsätzlich sind wir schon ein Sportverein mit vielen bunten Ideen und wir wollen auf jeden Fall im Sport weiterkommen.

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@Eva Kuster

RSP: Was sind die Regeln des Roller Derby?

Kathi: Ich weiß nicht, ob ich jemanden kenne, der alle kennt. Also die Schiedsrichter hoffe ich, dass alle wissen. Es ist unglaublich wie viele es gibt. Der Sport ist brutal und es gibt Vorschriften, um überhaupt an einem Spiel teilnehmen zu dürfen. Hierfür gibt es einen theoretischen und einen praktischen Test. Im praktischen Teil geht es darum, wie ausdauerfähig ist eine Person und wie regenerationsfähig. Wichtig ist, dass die Person sich selbst und die anderen nicht gefährdet.

 

RSP: Wie funktioniert das Spiel?

Kathi: Es gibt vorweg einmal das Scrimmage, das bezeichnet ein Freundschaftsspiel oder ein Bout, das ist ein offizielles Spiel.

Ein Spiel dauert zwei mal 30 Minuten. Jeder Einzel-Jam dauert zwei Minuten. Jede Mannschaft darf 14 Spielerinnen aufstellen, fünf davon stehen am Track. Gefahren wird immer gegen den Uhrzeigersinn. Zwei Teams stehen am Feld. Jedes Team hat eine Jammerin (engl. to jam = „stören“) die im Sprint versucht die gegnerische Spieler zu überrunden und vier Blockerinnen, die versuchen die gegnerische Jammerin aufzuhalten. Pro Spiel stehen rund sieben Refferees am Feld. Ab dem Anpfiff, versucht jede Jammerin so viele Runden als möglich zu fahren. Die Jammerin die als erste beide Blocks (den eigenen und den der Gegner) hinter sich gelassen hat, ist die Lead Jammerin. Die Lead Jammerin kann den Jam jederzeit abwinken. Das tut sie entweder weil sie K.O ist oder aus taktischen Gründen. Wer am Ende der 60 Minuten die meisten Punkte hat, hat gewonnen. Jede überholte Gegnerin bringt einen Punkt. Die Jammerin wird von den gegnerischen Blockerinnnen mit vollem Körpereinsatz am weiterkommen gehindert.

 

RSP: Gibt es in Österreich so etwas wie eine Bundesliga?

Kathi: Nein. Die Grazerinnen und die Linzerinnen sind nicht viel länger als wir am Start. Die Wienerinnen gibt es schon lange und die machen hier wirklich einen tollen Job. Sie laden Teams immer wieder zu Scrimmages ein. Wir haben von ihnen sehr viel Unterstützung bekommen. Bei so einer jungen Sportart helfen sich noch die Vereine untereinander und ich hoffe das wird so bleiben.

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@Eva Kuster

RSP: Wie wird in Zukunft auf Roller Derby aufmerksam gemacht werden?

Kathi: Die Wienerinnen leisten hier wirklich Entwicklungsarbeit. Sie haben viel Erfahrungen durch ihre internationalen Spiele. Sie sind in Eurpa vorne mit dabei.

Für den Herbst haben sie die Österreichischen Meisterschaften ins Leben gerufen. Das findet erstmalig statt aber wir sind auf jeden Fall mit dabei. Wir sind hoch motiviert zu spielen und können dabei so viel dazu lernen.

Im Februar gibt es in Manchester die Roller Derby Weltmeisterschaften und dazu haben die Mädls aus Wien das Team Austria auf die Beine gestellt. Sie sind super motiviert und das alles neben einem Vollzeitberuf.

 

RSP: Ab welchem Alter darf Roller Derby gespielt werden?

Kathi: Roller Derby ist mit Sicherheit keine Jugendsportart. Ich kenne keine offizielle Altersbegrenzung aber bei den aktuellen Spielerinnen, würde ich kein junges Mädchen aufstellen. Da kommen ausgewachsene, trainierte Frauen auch dich zu und denen heißt es dann mit vollen Körpereinsatz stand zu halten.

 

RSP: Wie kann jemand zu euch stoßen?

Kathi: Ende April war das TKI-Projekt zu Ende und zum Abschluss gab es das Spiel gegen die Grazerinnen, das wir gewinnen konnten. Es war klar, dass wir danach unsere Türen wieder öffnen um neue Spielerinnen dazu zu bekommen. Hauptsächlich über Facebook schreiben wir Probetrainings aus, wo sich jeder melden kann, der Roller Derby probieren möchte. Einzelpersonen die sich interessieren sind immer eingeladen sich bei uns zu melden.

RSP: Was wird zum Anfang an Ausrüstung benötigt?

Kathi: Unsere Schuhe sehen old school aus, sind jedoch high tech Gefährte, die bis zu 700 Euro wert sind. Dazu kommt noch die Pflichtausrüstung für jedes Spiel und jedes Training – Helm, Mundschutz, Knie-, Ellbogen- und Armschutz. Möchte sich jemand zusätzlich schützen, ist das kein Problem.

 

RSP: Wie oft und wo trainiert ihr?

Kathi: Zweimal die Woche haben wir für eineinhalb und zwei Stunden eine Halle zur Verfügung. Einmal in der HTL und in der PHT (Pädagogische Hochschule). Ziel ist natürlich regelmäßig eine große Halle zu bekommen, wo wir Spielsituationen üben und Spiele veranstalten können aber das ist leider derzeit nicht möglich.

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@Eva Kuster

RSP: Wer ist euer TrainerIn?

Kathi: Wir haben keinen eigenen Trainer. Wir haben in der Mannschaft Teams gebildet und jedes Team hat seinen Aufgabenbereich (Finanzen, Training, Öffentlichkeitsarbeit, usw). Im Trainingsteam ist bei uns die Eva, die aus dem Volleyball kommt und hier Erfahrung im Trainingsaufbau und Trainingsplanung mitbrachte. Im ersten halben Jahr haben wir nur Technik trainiert. Über das Spielen selber war null Wissen da. Wir haben uns You Tube Videos angeschaut. Wir hatten aber auch Glück – eine Spielerin von Porto macht in Innsbruck ein Doktorratsstudium und hat uns angeschrieben und uns mit ihrem unheimlichen Wissen bereichert. Auf Grund der weiten Distanz nach Graz und Linz haben wir eine tolle Zusammenarbeit mit den Bozenerinnen, die uns auch sehr weiter hilft. In gemeinsamen Trainings können wir hier viel lernen.

 

RSP: Warum spielen hauptsächlich Frauen Roller Derby?

Kathi: Es gibt auch Männer die spielen. Die Bozener haben zum Beispiel ein Männer Nationalteam. Grundsätzlich ist es ein Sport, der aus dem Feminismus heraus geboren wurde und der Hauptanteil der Spieler sind Frauen. Bei den Wienern sind die Cheerleader Männer. Es gibt im ganzen Leben zu viele Richtlinien wie sich jeder als Mann oder Frau zu verhalten hat. Im Roller Derby wird Rollendenken durchbrochen.

Bei uns ist absolut jeder zum Training eingeladen – Männer, Frauen, egal woher! Jeder kann sich in unserem Team einbringen. Ob Refferee oder Zeitnehmer, wir finden für jede Person einen passenden Platz.

 

RSP: Was ist das besondere am Roller Derby?

Kathi: Wie schon erwähnt, ist der Spirit bei einer jungen Sportart etwas besonderes. Es spielt keine Rolle welches Land du bist oder ob du irgendwann als Konkurrenten am Feld stehst. Jeder hilft sich. Am Feld sind wir Konkurrentinnen aber das ist kein Grund, sich nicht gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Nach dem Spiel gehen wir essen und machen Afterparty.

RSP: Was wünscht du dir für deine Sportart?

Kathi: Roller Derby erlebt jetzt durch die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr einen absoluten Aufwärtstrend. Dazu wurde auch bereits das Team Austria ins Leben gerufen. Ich möchte, dass Roller Derby groß wird aber nicht um jeden Preis. Ich wünsche mir, dass dieser Zusammenhalt so erhalten bleibt, egal was kommt.

 

Juli 2017

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@Eva Kuster

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