Andreas Pröller: „Das bestmögliche sportliche Erlebnis bei bestmöglichem Training!“

„Man muss jetzt in die Jugend investieren, das lohnt sich später! Im Endeffekt geht es bei den Schülern und Kindern um die sinnvolle Freizeitgestaltung!“


Von der Leichtathletik zum Football, zum Bobfahrer mit top Ergebnissen retour in das Footballstadion der Swarco Raiders Tirol. Einer der nur Sport machen will und dafür lebt. Das ist Andreas Pröller aus Innsbruck, der mittlerweile beim American Football Verband Österreich als Instruktor tätig ist. Zusätzlich ist Pröller Athletiktrainer bei den Swarco Raiders Tirol, sportwissenschaftlicher Leiter der Footballakademie und war bis letzte Saison Athletiktrainer bei den Schwazer Handballern. Erwin Hofbauer vom regionalsport.at traf den ehemaligen Heeressportler zum Gespräch.


Hat dir Leichtathletik oder Football besser gefallen?

Leichtathletik hat mir immer viel Freude bereitet. Diese Sportart lasse ich in meinen Trainings einfließen. Privat gehe ich dem Leichtathletik-Sport noch nach und nehme bei ein paar Wettkämpfen teil. Allerdings bin ich ein Teamsportler. Ich möchte die Freuden aber auch das Leiden im Sport teilen können.


Findest du, dass Leichtathletik in Tirol zuwenig Anerkennung findet?

Absolut. Wenn wir ehrlich sind, ist Leichtathletik bis zu einem Alter von 16 oder 17 Jahren uninteressant. Sicher, vereinzelt wird es Ausnahmetalente geben. Allerdings will man in diesem Alter mit Freunden abhängen oder zusammen Sport betreiben. Daher ist Football in jedem Fall interessanter.

Ich bin neben dem Trainerdasein sportwissenschaftlicher Leiter der Footballakademie. Da bauen wir die Leichtathletikelemente in den Trainingseinheiten mit ein. Denn die essenzielle Grundbasis ist für alle Sportarten dieselbe. Darauf lege ich viel Wert sowie auf die Kraftkammer und das athletische Training.


Woran lag es, dass die Swarco Raiders diese Saison gewonnen haben?

Wir sind jedes Jahr im Finale gestanden. Manchmal klappt es mit dem Sieg und manchmal eben nicht. Was wir jedoch jedes Jahr erreichen konnten ist, dass sich der Gesamtschnitt der Mannschaft gesteigert hat, was die Fitness und Athletik anbelangt. Manche können sogar diesbezüglich mit der NFL mithalten.


Du arbeitest sehr viel mit dem Nachwuchs. Warum haben die Swarco Raiders Tirol genügend Nachwuchsspieler und andere Teams in Tirol tun sich damit eher schwer?

Richtig. Ich sage immer, man muss jetzt in die Jugend investieren, auch wenn es zeitweise hart ist, aber es lohnt sich später.

Ganz einfach, das ist eine rein finanzielle Angelegenheit. Wir haben zum Glück Ressourcen auf die wir zurückgreifen können. Zudem ist Innsbruck eine Studentenstadt, was sich wiederum positiv auf die Zeiten der Trainer und Spieler auswirkt. Wegen der Mitteln die uns zur Verfügung stehen können wir jede Altersschicht mit Trainern abdecken und aktiv an den Schulen arbeiten. Außerdem braucht ein Team engagierte Leute die eine Trainerausbildung machen und eine Vision sehen – Idealisten sind.

Da wir kein Geld den Spielern bieten können, wie zum Beispiel der ÖSV, müssen wir das bestmögliche sportliche Training und Erlebnis bieten können. Ich denke, dass tun wir.


Warum ist für dich Football so faszinierend?

Weil es für mich den Mannschaftssport definiert. Elf Leute müssen das richtige machen, zur gleichen Zeit umschalten und das selbe sehen, dann passt alles zusammen. Macht einer einen Fehler passiert der Tochdown oder alle werden bestraft. Nicht wie beim Fußball. Bei dem einer den Freistoß schießt.

Man merkt es auch beim Falgfootball, den wir zusätzlich betreiben. Dieser wird total gut an den Schulen angenommen sowie auch von den Lehrern. Dabei wird ohne Körperkontakt gespielt und die Lehrer sowie Trainer können aktiv in das Spielgeschehen mit eingreifen.


Du sagtest einmal: „Man muss die Verletzung als Chance sehen!“ Wie darf ich das verstehen?

Stimmt. Da wir im Gegensatz zu anderen Sportarten eine relativ lange Off-Season haben, ist es uns Möglich, mit verletzten Spielern intensiv zu arbeiten, sie aufzubauen und an ihren Stärken zu arbeiten. Da kann es schon vorkommen, dass jemand kurz darauf aufsteigt. Allerdings gilt das für alle anderen Spieler auch. Ich finde es beim Football gut, dass wir in der spielfreien Zeit mit den Athleten eingehend trainieren können.


Was magst du an deiner Arbeit?

Neben dem Sport finde ich es schön, dass ich vieles von meiner Arbeit an den Erfolgen der Leute sehe - wie sie sich entwickeln und das gegenseitige Vertrauen. Ich sehe das ganze als Uhrwerk. Jeder von uns, ob Trainer, Spieler, Physio, Arzt etc., ist ein Zahnrad. Jeder muss sich mitdrehen, dann funktioniert es. So zu arbeiten, das ist befriedigend.


Wie siehst du die allgemeine Fitness beim Nachwuchs?

Defizite sind immer sehbar. Das bekomme ich ganz deutlich bei unseren Schulaktionen zu sehen. Ich habe in den letzten drei Jahren an die 35.000 Kinder betreut. Für mich ist es erschreckend, dass bei den Meisten eine Rolle vorwärts schier unmöglich ist.

Ich bin der Meinung, dass die Schere zwischen sportlich und unsportlich immer weiter auseinander geht. Die Mitte fehlt.


Woran liegt das deiner Meinung nach?

Das kann ich nicht sagen. Ich finde, dass die Hauptschuld bei den Eltern liegt. Ich höre oft im Hintergrund, dass die Eltern sagen, die Erziehung der Kinder haben die Schulen über. Nur, wenn ich mit den Kindern nie etwas unternehme, Federball, Fußball, Volleyball, Schwimmen etc. dann brauche ich mich nicht zu wundern wenn sie dick werden. Die Kinder zweimal die Woche in einen Verein zu geben ist zuwenig. Denn 40 Minuten effektive Trainingszeit pro Woche ist absolut zu kurz. Wo ist denn da, im Durchschnitt, die tägliche Stunde Sport von der man immer redet?


Was wäre dein Vorschlag?

Im Endeffekt geht es um die sinnvolle Freizeitgestaltung. Darum sollten die Schulen bereits einen abwechslungsreichen Turnunterricht gestalten. Weil ein Kind, dass Volleyball, Fußball, Tennis, Basketball, Football usw. gespielt hat oder Schwimmen, Schifahren, etc. kann, wird es auch in der Freizeit tun.

Weiters sollten ihnen Grundfertigkeiten mitgegeben werden, damit sie wissen, was sie in der freien Zeit anstellen sollen.


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