Felix Gall schrieb Sportgeschichte
„Beim Radfahren gewinnt nicht immer derjenige, der am stärksten ist, sondern derjenige, der am klügsten fährt!“
Felix Gall (17) ist Österreichs erster Straßen-Radweltmeister in der Geschichte des österr. Radsportes. Was für Leistung Felix Gall mit seinem Titel erreicht hat, verdeutlichte Thomas Pupp, Teammanager vom Tirol Cycling Team.
Felix Gall reiht sich damit in die Annalen der Radsportgeschichte ein, unter denen Namen zu finden sind wie Greg LeMond, Daminao Cunego oder Pavel Domkov. Diese Radsportlegenden wurden allesamt Juniorenweltmeister und gewannen im Laufe deren Karriere die größten Radrundfahrten der Welt.
Was sagen Georg Totschnig und Thomas Rohregger zum ersten österreichischen Radweltmeister?
Dass die Erwartungen an den für den RC ARBÖ Tom Tailor Raiko Wörgl startenden Osttiroler in der nächsten Saison hoch sind, ist klar. Doch was können zwei Radprofis wie Georg Totschnig, Tour-de-France-Etappensieger, und Thomas Rohregger, Österreich-Radrundfahrtsieger, Felix Gall raten?
„Das Wichtigste ist, jetzt am Boden zu bleiben. Felix soll jetzt einfach so weiter machen und keinen Druck aufkommen lassen. Das Radfahren genießen, denn dass er das kann, hat er bereits bewiesen. Ihm muss auch bewusst sein, dass es nächstes Jahr nicht unbedingt bergauf gehen muss. Mit Günther Feuchtner und seinem Team hat er eine der wichtigsten Personen des österreichischen Radsportes um sich herum. Denen soll er vertrauen!“
Regionalsport.at traf Felix Gall bei seinem weltmeisterlichen Empfang im Autohaus Porsche Wörgl und bat den jungen Osttiroler zu einem Interview.
Was macht ein frisch gebackener Weltmeister in der rennfreien Zeit?
Ich genieße die Zeit, die Empfänge und natürlich die Geschenke. In Osttirol fängt gerade die Ballsaison an und da werde ich keinen auslassen. Mit der Zeit werde ich wieder in das Training einsteigen.
Wenn du den Radsport und deine Erfolge in Emotionen ausdrücken müsstest, was würdest du sagen?
Verdammt viel Arbeit, Erleichterung und Freude. Es ist ein überwältigendes Gefühl, wenn man gewinnt. Auch wenn die Trainingseinheiten und die Rennen oft sehr qualvoll sind. Man muss lernen mit den Schmerzen umzugehen. Es macht einfach nur Spaß, die gute Stimmung und mit den Kollegen aus anderen Ländern zu reden und sich auszutauschen.
Bis vor einem Jahr warst du im Triathlon beheimatet. Was hat dich dazu bewegt, zum Radsport zu wechseln?
Radfahren hat mir immer schon gefallen. Beim Triathlontraining bin ich nur einmal in der Woche am Rad gesessen, das wurde mir mit der Zeit zu wenig. Zu Anfang bin ich nur zum Spaß Rad gefahren. Dann hat es sich ergeben, dass ich bei Rennen teilnahm und Günther Feuchtner hat mich dabei entdeckt.
Wie viele Stunden trainierst du in der Woche?
Im Winter können es bis zu 20 Stunden in der Woche sein. Wohlgemerkt auf sechs Tage aufgeteilt. Im Sommer sind es maximal 15 Stunden, da dort die Rennsaison ist.
Welche Vorbilder hast du und warum diese Personen?
Ganz klar Bernhard Eisel. Er ist für mich eine Persönlichkeit im Radsport, ein Wahnsinns-Typ, super nett, hilfsbereit und einer der meist respektierten Personen in der Radsportszene.
Hat sich der Leistungssport auf dein Privatleben ausgewirkt?
Auf jeden Fall. Natürlich kann man nicht überall gut sein. Ich glaube, wenn ich nicht Radfahren würde, dann wäre ich nicht so gut in der Schule. Im Augenblick genieße ich es, nach der Schule mit Freunden in die Stadt zu gehen. Das geht in der Saison leider nicht mehr so oft. Das nehme ich allerdings gerne in Kauf.
Warum ausgerechnet der Radsport?
Weil man viel in der Natur ist. Mit dem Rennrad fährt man oft mit 30 km/h, dabei kommt man viel herum und sieht dementsprechend viel. Ich kann den Sport überall dort ausüben, wo eine Straße ist. Der Radsport ist eine körperliche Herausforderung. Ich will mich dabei immer verbessern, das ist das Coole an der Sache, vor allem wenn man bemerkt, dass sich körperlich auch etwas bewegt, es voran geht. Dazu kommt, dass beim Radfahren nicht immer der gewinnt, der am stärksten ist, sondern derjenige, der am gescheitesten fährt.
Hätte es anstatt dem RC ARBÖ Tom Tailor Raika Wörgl noch einen anderen Verein gegeben, der für dich in Frage gekommen wäre?
Nein, ich bin überzeugt, dass der RC Wörgl in Österreich zu den besten Vereinen zählt.
War und ist Sport in deiner Familie schon immer großgeschrieben worden?
Zuerst möchte ich sagen, dass ich froh bin, keine „radverbissenen“ Eltern zu haben. Meine Eltern, vorwiegend meine Mum, haben immer schon achtgegeben, dass ich sportlich etwas mache. Sie haben mich aber nie gezwungen. Ich ging Klettern, spielte Tennis, ging Skifahren und betrieb Taekwondo. In der Hauptschule haben bereits einige Klassenkollegen Triathlon trainiert. Ich fand das cool und schon war ich dabei.
Welche Ziele hast du und wie wird es nächstes Jahr weitergehen?
Ich will nur Radprofi werden. Ein langfristiges Ziel ist sicher die Tour-de-France. Nächstes Jahr, das ist auch die Meinung von meinem Trainer Günther Feuchtner, werde ich mir keinen Druck machen. Ich werde alles versuchen, aber auch zufrieden sein, wenn nicht jeder Titel gelingt. Dass 2016 ein schweres Jahr für mich sein wird, ist mir bewusst.