Mein Körper verlangt danach

„Einen Café Latte mit Sojamilch und habt ihr zufällig Gluten freies Brot?“

Wenn ich so etwas hörte, stellten sich die Nackenhaare auf. Wie kann Kaffee mit Sojamilch genießbar sein und wenn schon Brot, dann bitte richtiges Brot!

Bis zu dem Tag als mir bewusst wurde, dass ein Leben mit täglichen Magenkrämpfen, Blähungen und den daraus resultierendem Abgang dieser nicht normal ist. Genauso wenig wie diese ewige Müdigkeit und Trägheit. Auf Anraten meines Liebsten entschloss ich mich zu einem Nahrungsmittel(un)verträglichkeitstests. Dank Kiweno können die zu Hause von jedem selber gemacht werden – wenn nicht gerade eine Hemmung besteht sich selbst mit einer Mininadel zu stechen.

Danke an dieser Stelle an den Chefredakteur.

Eine Woche später dann die Ernüchterung – 6 Monate totaler Verzicht auf Gluten, auf sämtlich Milch- und Milchprodukte (Kaseinunverträglichkeit), auf Eier und Zwiebel. Danach kann jede Nahrungsmittelgruppe wieder langsam integriert werden und auch wieder am Speiseplan bleiben. Um den Schock zu ‚verdauen‘, gab es an diesem Abend noch einen doppelten Schokokuchen und einen Liter Milch.

Jetzt sei erwähnt, dass ich Café Latte Junkie bin und ich für Käse über Leichen gehe. Ja, ich dachte, mein Leben sei vorbei.

Mit Tomaten, Oliven, Kräutern und Knoblauch gefülltes Hühnerfilet
Mit Tomaten, Oliven, Kräutern und Knoblauch gefülltes Hühnerfilet

In dieser ganzen Umstellungszeit wäre es das einfachste gewesen, alles einfach glutenfrei zu kaufen – es gibt nichts, was es nicht schon glutenfrei gibt. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe hat gereicht, dass ich wusste, dass ich das nicht will. Es widerstrebt mir ebenso, Käse zu kaufen, der kein Käse ist. Und ich verabscheue chemisch hergestellte Ersatzprodukte. Jetzt nur noch von Gemüse, Obst und Fleisch leben? Ich war panisch!!

 

Als hätte jemand geahnt was auf mich zukommt, wurde mir Monate zuvor ein Mann in mein Leben geschickt, der nicht nur wunderbare Texte schreibt sondern Koch gelernt hat. Die Verzweiflung in meinen Augen sehend, nahm er das Zepter in die Hand. Er experimentiert mit Liebe und Leidenschaft mit den Zutaten die ich essen darf. Kaum zu glauben was es alles gibt, was wir bisher nicht kannten bzw. was der Einfachheit halber im Regal stehen blieb – Buchweizen (Korn und Mehl), Hirse, Lupinienmehl, Kokosjoghurt, Reismilch. Daraus entstanden und entstehen die wunderbarsten Gerichte und die Überzeugung, dass ich gar nichts mehr anderes Essen möchte. So gut und gesund wie jetzt, hab ich noch nie gegessen. Dazu kommt, dass ich mich fitter denn je fühle. Keine Krämpfe, keine Blähungen, keine Müdigkeit. Ich liebe die Berge und ich dachte anfangs, dass ich eine Tour nicht aushalte ohne meine geliebten Kohlenhydrate in Form von Brot, Schokoriegel usw. Heute weiß ich, dass ich noch mehr Power und Energie habe und es mir an überhaupt nichts fehlt. Ich habe vorher weitgehend auf Fleisch verzichtet. Jetzt verlangt mein Körper danach und es schmeckt auch anders als zu Zeiten, wo einfach alles am Tisch stand.

Mit dieser Umstellung kam automatisch ein viel bewussterer Umgang mit Lebensmitteln. Was ist wo enthalten? Woher kommt es? Wie gelangt es auf meinen Teller? Manch mal ist es schwer zu verstehen, warum überall Zucker enthalten sein muss, was all die Aromastoffe in unseren Lebensmitteln zu suchen haben und warum können nicht einmal Essiggurkerl einfach Essiggurkerl sein.

 

Seit knapp drei Monaten esse und lebe ich jetzt so und, ich wiederhole mich, ich will nicht mehr anders essen. Das einzige was fehlt ist Käse aber den versuche ich in 4 Monaten wieder. Abhängig davon wie ich mich dann fühle, darf er wieder in mein Leben treten und meinen Speiseplan wieder bereichern.

Bis dahin heisst es „Einen Café Latte mit Sojamilch bitte“