Football – Emotionen – Eki Tara

Nach welcher Lebenseinstellung lebt der Headcoach der Sport 2000 Hammers Schwaz, Eki Tara? Was geht emotional in ihm vor? Was hat sich getan, dass er mit seiner Mannschaft die Swarco Raider Tirol besiegte und Tiroler Meister wurde? In den nächsten Zeilen erfahren Sie es und noch vieles mehr.


eh. Ekrem (Eki) Taras Footballkarriere fing 1990 in Feldkirch bei den Oscar Hawks an. 1993 wurde er mit seiner Mannschaft das erst Mal österreichischer Meister. Zugleich war das auch der Startschuss für seine Trainerlaufbahn. Zu dieser Zeit half er bereits, den Nachwuchs der Oscar Haws zu coachen. „Man wächst als Trainer rein und zieht sich nicht sein Trikot aus und ist gleich Coach“, erzählt Tara.

Durch die Kooperation mit Innsbruck und Vorarlberg war Eki Tara bei den ersten Schritten eines Andreas Pröller oder der Dieplinger Brüder, Swarco-Raiders-Tirol-Legenden, im American Football dabei. Nach zwei Jahren bei den Landquart Broncos, jetzt Calanda Broncos, wechselte Tara nach Hohenems. Danach stieg Eki Tara komplett in das Coaching der Jugendmannschaft ein. 1998 feierte er seinen ersten Meistertitel als Trainer.

2015 beendete Eki Tara die Siegesserie der Swarco Raiders Tirol und feierte mit seiner Mannschaft, Sport 2000 Hammers Schwaz, den Tiroler Meistertitel im American Football. Regionalsport Tirol traf den gebürtigen Vorarlberger zu einem Interview, bei dem Eki Tara auch etwas über seine Emotionen zum Football erzählt.


Seit 2008 trainierst du die Sport 2000 Hammers Schwaz. Was ist für dich das Besondere, ein Coach zu sein?

Mir gefällt es vor allem, den Nachwuchs zu trainieren. Denn die Jugend kann man noch modellieren. Ich als Trainer habe eine Verantwortung, dabei spielt es keine Rolle, welche Sportart es ist. Ich möchte meinen Spielern auch für den Alltag etwas beibringen. Zum Beispiel, was Disziplin und Respekt anbelangt.


Ist es schwieriger, Trainer von einer Footballmannschaft zu sein als bei einer anderen Sportart?

Es ist eine gewisse Hierarchie vorhanden. Die Spieler müssen Teamplayer sein. Einzelkämpfer findet man im Football kaum. Wenn ich als Trainer etwas sage oder gewisse Spielzüge ansage, dann ist das so. Denn ich analysiere im Vorfeld die Gegner und sehe am Spielfeldrand mehr als die Spieler.

Ich kann nicht auf jeden Einzelnen meiner Jungs eingehen. Vor einem Spiel oder Training sowie danach sehr wohl.


Du bist bei jedem Spiel sehr emotional, was geht dabei in dir vor?

Das liegt sicher auch daran, dass ich früher selber Spieler war. Ich schaue mir die Gegner vor jedem Spiel immer genau an, weiß viele Spielzüge von denen und will vom Spielfeldrand aus meine Defense dirigieren. Was meine Jungs beruhigt, auch wenn ich sie nur einen Schritt nach links oder rechts gehen lasse.

Wenn ich im Ansatz schon sehe was passieren wird, und meine Jungs reagieren nicht auf das, was ich gesagt habe, aus welchem Grund auch immer, dann denke ich mir: „Für was haben wir so viel trainiert, ich habe euch so viel gezeigt und jetzt tut ihr das nicht!“ Das bringt mich manchmal zur Verzweiflung und würde ich am liebsten selbst auf das Feld.

Sicher, ich bin laut, aber das muss ich sein. Schließlich muss ich den Platzsprecher, die Musik und das Publikum übertönen, sonst hört mich ja keiner.


Wie war in den letzten Jahren die Entwicklung der Hammers bis zum Tiroler Meistertitel, denn in Jenbach, bei der Tiroler Meisterschaft, war eine ganz andere Stimmung in der Mannschaft zu spüren, zumindest hatte ich das Gefühl?

Das ist richtig. Wir hatten vor drei Jahren sehr viele Abgänge gehabt. 2012 bestand mein Kader aus 45 Spielern. Jetzt sind 24 Mann in der Kampfmannschaft. Im Fußball hast du Spieler wie Sand am Meer. Im Football muss man um jeden Spieler kämpfen und die Betreuung ist auch ganz anders.

Dieser Kader trainiert seit drei Jahren zusammen. Markus Windisch ist der Einzige, der vom alten Team geblieben ist. Alle zusammen harmonieren perfekt. Sie spielen füreinander und ich kann sie nach Belieben aufstellen. Das haben sie auch bei der Tiroler Meisterschaft in Jenbach gezeigt. Dazu kommt Michaele George, den wir aus Amerika geholt haben. Er bringt die Erfahrung mit sowie eine Ruhe in die Mannschaft, während ich sie anpeitsche. Aber alles in allem war es mit Sicherheit die Arbeit der letzten drei Jahre, die uns den Tiroler Meistertitel eingebracht hat.


Was meinst du damit, die Betreuung ist anders beim Football?

Wenn jemand beim Fußball, um bei diesem Sport zu bleiben, nicht talentiert ist oder die körperliche Verfassung nicht mitbringt, wird er meistens weggeschickt. Beim Football habe ich so etwas noch nie erlebt. Im Gegenteil. Wenn zum Beispiel jemand sehr dick ist, dann wird er trotzdem mit offenen Armen aufgenommen, man bemüht sich um ihn.

Das ist vor allem für solche Menschen gut, die es in der Schule schwer haben, immer gemobbt werden und bei anderen Sportarten keinen Zugang finden. Beim Football wird ihm ein jeder auf die Schulter klopfen und mit ihm etwas machen wollen, dass aus so einem Kandidaten etwas wird. Mir gefällt das, wenn mit der Zeit diese Jungs vor Selbstbewusstsein nur so strotzen.

Ein gutes Beispiel habe ich in der Damenmannschaft erlebt. Es kam ein Mädl zu uns, dass absolut eingeschüchtert war. Heuer ist sie extrem aufgeblüht, hat wieder ein Lachen im Gesicht und das finde ich super. Oder eine Mutter kam zu mir und bedankte sich, dass ihr Junge in der Schule plötzlich sehr gut geworden ist, er keine Probleme mehr bereitet und die Kurve gekratzt hat.

Genau aus diesen Dingen liebe ich es, Trainer zu sein. Ich konnte ihnen etwas beibringen, mich um sie bemühen, das ist doch etwas Wunderbares.


Wie geht es nächste Saison weiter mit den Hammers?

Ich habe immer gesagt, ich will gewinnen. Für das machen wir den Sport. Als Ziel im Mittelfeld zu sein, ist für mich nichts, da kann ich sofort aufhören. Wenn ein Spieler auf einer Position zu schwach ist, dann wird daran gearbeitet. Das haben wir drei Jahre lang gemacht und wir sind Meister geworden.

Die Prognosen für nächstes Jahr sagen, Playoffs, und das ist sicher zu schaffen.


Was fällt dir zu Football und Emotionen ein?

Football ist ein Kampfsport bei dem ich ständig den Gegner dominieren möchte. Es fühlt sich gut an und der Druck fällt von einem ab, wenn man seinen Gegenspieler über den Spielzug kontrollieren kann. Bei jedem Spielzug, der passt, explodieren die Gefühle in einem. Man freut sich für die Mannschaft, für sein Team, man hat ups und downs über das ganze Spiel hinweg.

Auf einmal kommt ein Pass, der passt, der hebt die Stimmung extrem, und dann funktioniert ein Spielzug wieder nicht, der einem vom Hochgefühl runterzieht. Man muss Spielzug für Spielzug umschalten können. Da komme ich wieder auf den Alltag zurück. Genauso ist es im Leben neben dem Football auch. Es gibt Sachen, die hauen einen um, doch man muss weitermachen, egal was kommt.

Ich freue mich total für meine Jungs. Wir haben die letzten drei Jahr oft „Schläge“ bekommen, knappe Spiele gehabt und sie haben immer gesagt: „Es war ein super Spiel, komm, wir trainieren und es geht weiter!“ Jetzt haben wir die Lorbeeren dafür kassiert, das freut mich ungemein.


Wie siehst du die Entwicklung vom American Football allgemein in Tirol?

Die Footballsaison ist definitiv sehr kurz, um sie verkaufen zu können. Heuer sind wir auf einem richtigen Weg, da wir im November auch noch Spiele haben.

Mannschaftsmäßig, denke ich, verkraftet Tirol nicht mehr wie fünf. Vielleicht noch eine in der Landecker und Kufsteiner Gegend. Zwischen Telfs und Wörgl zentriert sich im Augenblick alles, wobei keiner etwas dem anderen wegnimmt.

Hall wird von den Raiders profitieren, denn die Spieler, die bei den Swarco Raiders nicht bleiben oder genommen werden, gehen zu den Hallern. Denn die Raider starten sehr jung und die Spieler sind mit 22 oder 23 Jahren fertig. Länger als zehn Jahre spielt fast keiner Football.

Ich glaube, wir sind in Tirol auf einem guten Weg. Sicher wäre es von Vorteil, wenn noch mehr Unterstützung seitens des Landes usw. kommt. Wobei ich immer sage, dass die Vereine sich selber an der Nase nehmen müssen, um mehr Werbung etc. zu machen. Die meisten, egal bei welchem Verein, sind voll berufstätig, da fehlt leider oft die Zeit, um etwas auf die Beine zu stellen, damit der Verein mehr Bekanntheit erlangt.

Natürlich, umso mehr finanziell vorhanden ist, umso mehr kann man natürlich machen. Allerdings gilt das auch für den Kader. Je größer der Kader ist, desto engagierter sind die Spieler sich in das Team einzubringen und um als Team aufzutreten. Das ist sehr wichtig.


Was sagst du zu Menschen, die behaupten, Football schürt Aggressionen?

Ich sehe das überhaupt nicht so, eher im Gegenteil. Natürlich gibt es immer schwarze Schafe, wie überall sonst auch. Egal ob beim Boxen, Football, Eishockey, Handball etc., diejenigen, die diesen Sport wirklich betreiben, sind privat ruhiger und ausgeglichener. Sie lassen die Aggressionen beim Training oder Game Day raus. Danach haben sie genug.


Gehst du mit den Frauen anders um beim Training und Spiel als mit den Männern?

Verbal ja. Wobei beim Game Day gehe ich mit den Frauen fast so um als wie mit den Männern. Die Damen, wenn sie es gut machen, brauchen hin und wieder ein kleines Zuckerl, während die Männer „a Gnackwatschen“ bekommen.

Die Mädls können es ja, nur trauen sie sich es noch nicht komplett umzusetzen. Dieses Jahr bin ich allerdings sehr stolz auf sie. Sie spielen einen super Football. Bei ein paar ist der Knopf im Kopf noch nicht komplett aufgegangen. Es ist wie bei den Jungs. Es brauchte drei Jahre, bis alles zu greifen anfängt.


Also nicht zu viel denken?

Ein guter Footballspieler denkt nicht viel. Der tut das, was der Coach sagt. Sobald du bei vollem Körpereinsatz nachdenken anfängst, hast du schon verloren. Doch das zu können, mit voller Geschwindigkeit und Kraft ohne zu denken in den Spielzug reinzugehen, dauert seine Zeit.

Es ist wie bei jeder anderen Sportart auch. Sobald du bremst, in einer Steilhangeinfahrt nachdenken anfängst, ist es vorbei.


Nach welcher Lebenseinstellung lebst du?

Ich hinterfrage viel und laufe nicht blauäugig durch die Gegend. Ich glaube nicht immer alles, was andere sagen. Ich lasse mir auch von niemandem vorschreiben, wie ich etwas zu machen habe, damit es funktioniert, sondern frage mich, ob das schon so sein muss oder ob es nicht auch anders geht.

Ich sage immer: „Du bist für dich selber verantwortlich, für das was du machst und für das was du erreichst, nur jammern gibt es nicht!“


Hat sich seit dem Tiroler Meistertitel für die Hammers schon etwas geändert?

Nächste Saison dürfen wir zwei Heimspiele auf dem Hauptplatz spielen. Das war auch eines meiner Ziele. Diese Zusage haben wir vom Schwazer Bürgermeister Dr. Hans Lintner und Hans Mair vom SC Eglo Schwaz bekommen.

Ich bin der Meinung, dass das auch Zeit wurde, denn seit acht Jahren zeigen wir, dass wir nach Schwaz gehören. Um ehrlich zu sein, mich hat es ein wenig getroffen, als ein auswärtiger Fußballverein, eine Damenmannschaft, auf dem Hauptplatz spielen durfte und wir als heimische Mannschaft nicht. Auch wenn wir ein Footballverein sind. Die Vikings schaffen es in Wien auf der Hohen Warte. Jenbach stellte über neun Stunden seinen Fußballplatz zur Verfügung. Die Haller und Wörgler dürfen auf dem Fußballfeld spielen, also werden wir es wohl auch zusammenbringen, dass wir des Öfteren auf dem Hauptplatz unseren Game Day abhalten könne.

Alleine schon aus werbetechnischen Gründen ist es ganz anders, die Stimmung ist viel besser sowie die Sicht der Zuschauer. Wir können uns eingehender um unsere Sponsoren kümmern und sie dem Football zuführen.

Auf jedem Fall ist das ein guter Schritt vorwärts.


Abschließend, was waren die Worte vom Schwazer Bürgermeister, Dr. Hans Lintner, bei der Meisterfeier?

(Lacht) Das hat mir gefallen. Er sagte: „Tiroler Meister ist super, aber über Innsbruck ist der Sieg noch besser. Als Schwazer Verein über Innsbruck zu siegen, zählt fast noch mehr als der Meistertitel selbst!“

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