Risiko- und Extremsport – Sinn oder Unsinn?!

Sport scheint wie geschaffen dafür zu sein, die individuellen Bedürfnisse des Individuums zu befriedigen. Bedürfnisse beziehen sich auf alle Formen der Identitätsbestätigung, Selbstverwirklichung oder auf sonstige hedonistische und kathartische Motive, die psychisches Wachstum fördern.

@ Philipp Schuster/Red Bull Content Pool
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Sport stellt in sämtlichen Formen des gesellschaftlichen Lebens einen unverzichtbaren Bestandteil dar. Er eröffnet nicht nur eine neue Möglichkeit individueller Identitätsentwicklung sowie persönliche Selbstdarstellung, sondern kann sogar Repräsentationsfunktionen erfüllen, welche die Werte und Ideologien einer Gesellschaft verkörpern.

@ Nuri Yilmazer/Red Bull Content Pool
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Aber gilt das auch für den Risiko- und Extremsport? Und was genau versteht man eigentlich darunter?

In diesen Formen sportlicher Betätigung, werden folgenreiche Risiken wissentlich eingegangen. In der psychologischen Fachliteratur wird der Risiko- und Extremsport als typisches Beispiel für die Realisierung von menschlichen Bedürfnissen nach psychischem Wachstum angesehen.

Sprich, Selbstverwirklichungs-, Selbsterfahrungs- und Selbstentfaltungsprozessen können mithilfe einer riskanten oder extremen Sportart zu erheblichem psychischem Wohlbefinden von Menschen beitragen.

 

Diese Bedürfnisse nach psychischen Wachstum können in der Regel allerdings erst dann angestrebt und angemessen befriedigt werden, wenn die grundlegenderen Bedürfnisse nach A. Maslow`s Bedürfnispyramide angemessen erfüllt wurden. Zu diesen zählen neben Grund- und Existenzbedürfnissen, das Bedürfnis nach einem Gefühl von Sicherheit, sozialer Zugehörigkeit sowie Anerkennung und Wertschätzung.

 

Maslow sieht in seiner Theorie der Bedürfnispyramide erhebliche funktionale Unterschiede zwischen den verschiedenen Ebenen. Je niedriger die Ebene ist, umso wichtiger sind die Bedürfnisse für das eigentliche Überleben. Deshalb unterscheidet er zwischen Defizitbedürfnissen (niedrigen Bedürfnissen) und Wachstumsbedürfnissen (höheren Bedürfnissen). Erstere müssen auf jeden Fall erfüllt sein, damit der Mensch zufrieden ist, letztere führen neben Zufriedenheit letztendlich zum Glück

Ganz allgemein betrachtet, kann es Risiko- und Extremsport also in erheblichem Maße schaffen, zur psychischen Gesundheit von Menschen beizutragen.

@ Tero Repo/Red Bull Content Pool
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Aber wie kann man sich das vorstellen?

Das Bild vom Risikosportler ist unter der „normal sportlichen“ Gesellschaft hoch ambivalent, denn einerseits wird er um seinen Mut beneidet, andererseits wird ihm ein Mangel an Verantwortungsbewusstsein in Hinblick auf die hohe Verletzungs- und Todesgefahr unterstellt.

@ Red_Bull_Content_Pool
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Aus Sicht der Psychologie, haben physische und psychische Erfahrungen für den Risikosportler eine stark emotionale Bedeutung. Herausfordernde sportliche Zielsetzungen werden als selbst bewirkt erlebt (Selbstwirksamkeit) und aufgrund eigenen Könnens mit einem befriedigenden Gefühl verbunden.

 

Dennoch konfrontiert Risiko- und Extremsport den Beobachter mit unterschiedlichsten Fragen führt allein aus dem Alltagsverständnis heraus zu einer Problemstellung:

Ist Sicherheit nicht ein Urbedürfnis, bei dem zweifellos eine biologische Fundierung anzunehmen ist, da die Selbst- und Arterhaltung eine höhere Priorität hat? Was treibt Menschen dazu, sich solchen Risiken im Sport dennoch freiwillig auszusetzen?

@ Marcos Ferro/Red Bull Content Pool
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Es ergibt sich offensichtlich ein widersprechendes Verständnis von Risiko, Sicherheit und Gefahr. Der Mensch – so wird im Risikosport transparent – ist demnach kein Sicherheitswesen, sondern auch an Risikosituationen interessiert.

 

 

 

Text:

Mag. Simone Käferböck, BSc
Klinische- und Gesundheitspsychologin, Sportwissenschaftlerin
Kinder,- Jugend- und Familienpsychologie, Sportpsychologie
Andreas-Hofer-Straße 31, 6020 Innsbruck
Tel.: +43 650 3371773
www.simone-kaeferboeck.at