Sportpsychologie und Mentale Stärke im Sport

– was letztendlich über Sieg & Niederlage entscheidet

Die mentale Wettkampfvorbereitung ist im Breitensport ein häufig unterschätzter Erfolgsfaktor. Professionelle Spitzenmannschafts- und Einzelsportler wissen jedoch schon längst, dass es nicht „nur“ auf eine körperlich passende Vorbereitung ankommt, sondern dass die Rechnung im Endeffekt ganz banal aussieht: von 2 objektiv betrachtet körperlich gleich starken, gleich technisch sowie taktisch versierten SportlerInnen, gewinnt immer der, der am Tag X mental am stärksten an den Wettkampf heran geht und diese Stärke auch schafft, über den Wettkampf hinweg beizubehalten. Die Chance, dies ohne ein ganz bewusstes, fast schon standardisiertes, routinehaftes bzw. ritualisiertes Vorgehen zu schaffen, ist gering.

@ Laszlo Sulyok/SuLaci Photography
@ Laszlo Sulyok/SuLaci Photography

Aber was bedeutet eigentlich dieser geheimnisvolle Begriff „mentale Stärke“?

Wie überall im Leben gibt es Personen, die sich leichter dabei tun mit schwierigen, stressigen oder sogar bedrohlichen Situationen zurecht zu kommen. Scheinbar leichtfertig können Sie auch im Wettkampf, Momente der Resignation und Frustration überwinden oder sogar ausblenden. Daneben gibt es auch Personen, die sich generell damit schwer tun, Situationen zu meistern, die schwieriger, schmerzhafter oder risikoreicher sind als im Vorhinein angenommen.

 

Wovon ich hierbei spreche ist ein Persönlichkeitsmerkmal namens „Resilienz“, also sozusagen eine Disposition die man sich nicht aussucht und die allein oft auch gar nicht leicht zu verändern ist. Resilienz ist die Fähigkeit einer Person, selbst in widrigen und schicksalhaft negativen Situation, ein subjektives Gefühl von Kontrolle und Sinn in seinem Leben zu empfinden. Dieser psychologische Begriff kommt ursprünglich aus der positiven Psychologie und der Stress- und Traumaforschung. Ich sehe aber durchaus Parallelen in der Anwendung im Spitzen- und Leistungssport.

 

Die Erfahrung zeigt, dass viele Athleten einzelne Leistungsfaktoren gut im Griff haben, andere hingegen sträflich vernachlässigen. Es ist ein wichtiger Beitrag zur Erhöhung der sportlichen Erfolgschancen des Athleten bzw. des Trainers, sich mit Hilfe eines oder einer Sportpsychologin optimal mental auf allen Leistungs- und Altersstufen zu entwickeln.

 

Neben den üblichen Faktoren in der jeweiligen Sportart, die leistungsrelevant sind (Kraft, Ausdauer, Koordination, Ernährung, Material u. a. m.) spielt also der eigene Kopf eine nicht zu unterschätzende Rolle!

@ Markus Sporer Zillertalfoto.at
@ Markus Sporer Zillertalfoto.at

Den idealen Leistungszustand» anstreben

Diesen bereits angesprochenen Zustand der hundertprozentigen Leistungsbereitschaft nennen wir auch «optimalen Leistungszustand», in welchem es gelingt, die bestmögliche Leistung zu erbringen. Der optimal Leistungszustand ist kein maßgeschneiderter, für alle Personen anwendbarer Methodenkoffer. Auch hierbei sind Menschen sehr verschieden, was das ganze zwar teilweise sehr knifflig aber auch spannend macht. Es gibt Menschen mit einem grundsätzlich eher niedrigen Aktivierungs-/Anspannungsniveau und Menschen mit einem naturgemäß eher höherem. Innerhalb einer sportpsychologischen Betreuung geht man den persönlichen „Anlagen“ zugrunde und versucht sie step by step für sich nutzbar und sie durch regelmäßige dazu erlernte Übungen veränderbar zu machen.

 

Somit können Athleten durch die erlernten Strategien der Gefahr einer Unteraktivierung (müde, schlapp, energielos) selbstwirksam und eigenmächtig ihrem mangelnden Energieniveau entgegen wirken bzw. in besonders wichtigen Wettkämpfen, bei der viele SportlerInnen mit einer als hemmend empfundenen Nervosität zu kämpfen haben, die Anspannung selbständig drosseln. Die Aufgabe des Sportpsychologen liegt darin, im Vorfeld des Wettkampfes, ein Repertoire an Aktivierungs- und Beruhigungsstrategien zu erarbeiten, die dann in der direkten Vorbereitung selbständig angewendet werden.

Natalie Klotz @ GEPA pictures_ Christian Walgram
Natalie Klotz @ GEPA pictures_ Christian Walgram

Jeden Wettkampf zur Weiterentwicklung nutzen


Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wir können im Leben so viele Fehler machen, dass es nicht nötig ist, einen Fehler zweimal zu machen. „Die aufbauende körperliche als auch psychische Trainingsarbeit wird dann als erfolgreich erlebt werden, wenn das Geübte auch im Wettkampf immer besser klappt. Das heißt aber auch, dass bestehende Fehler schrittweise abgebaut werden müssen. Sportpsychologie wirkt nicht wie eine Tablette, die einmal angewendet langfristig positive Konsequenzen nach sich zieht. Dazu hilft eine konsequente sportpsychologische Begleitung und Auswertung der Trainings- sowie Wettkampfergebnisse. Ein positives Ergebnis aus sportpsychologischer Sicht, umfasst mehr als die Leistungsergebnisse, die üblicherweise in Ergebnislisten abgelesen werden. In der Sportpsychologie geht es darum prozessorientiert zu denken, dem/der SportlerIn somit den Druck durch Ergebnisziele zu nehmen und langfristig gesehen auch besserer Resultate zu ermöglichen.

Alfons Dornauer @ Martin Kerstan
Alfons Dornauer @ Martin Kerstan

Sportpsychologische Beratung – Nutzen und Chancen

Sportpsychologische Beratung, bietet ein breites Spektrum von Maßnahmen, die die Optimierung der sportlichen Leistung, die Entwicklung von im Sport tätigen Personen, Teams und Organisationen zum Ziel haben. Zielgruppen sind neben SportlerInnen selbst, vor allem NachwuchsathletInnen, TrainerInnen, Eltern, Funktionäre, Verbände und Vereine.

 

Sportpsychologische Beratung umfasst insbesondere:

  • Die Optimierung der psychischen Handlungsvoraussetzungen: Entwicklung geeigneter Gedankenmuster, emotionaler Zustände und Verhaltensstrategien für Training und Wettkampf.
  • Die Erarbeitung mentaler Kompetenzen wie spezifische Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit, Entspannung und Mobilisierung, Visualisierung, Motivierung, und Zielsetzung.
  • Die Arbeit an der eigenen Persönlichkeitsentwicklung: Selbstbewusstsein, Professionalität, Kompetenzen im Umgang mit den Bedingungen des Leistungssports und mit Ängsten.
  • Die Entwicklung von Kommunikativen- und Teamkompetenzen in Mannschaften.
  • Krisenmanagement, Umgang mit Sportverletzungen oder anderen schwierigen Sport- und Lebenssituationen.
Pitztal Wild Face @regionalsport.at
Pitztal Wild Face @regionalsport.at

Mit den Belastungen der Welt des Leistungssports umgehen lernen

Zusammenfassend kann man feststellen, dass Begriffe wie Gesundheit, Belastbarkeit und Stärke besonders häufig mit dem Leistungssport in Verbindung gebracht werden. Allerdings sind SportlerInnen bzw. im Sport tätige Menschen keinesfalls immun gegenüber unvorhergesehenen Belastungen und Störungen. Schwierige Situationskonstellationen können SportlerInnen, auch aufgrund der spezifischen Beanspruchungskonstellation in der Welt des ambitionierten Wettkampfsports, sehr schnell überfordern und gravierende psychische und physische Krisen auslösen. Erschwerend kommt hinzu, dass in einem leistungsorientierten Umfeld, wie es speziell der Leistungssport aber auch das Berufsleben darstellen, erste Anzeichen oftmals übergangen werden und um Unterstützung erst in alleräußerster Not gebeten wird. Genau aus diesem Grund kann die Sportpsychologie neben einer Weiterentwicklung von psychischen Kompetenzen und Ressourcen auch eine Stütze und Entlastung bei ausgebrannten oder verletzten SportlerInnen darstellen.

Vanessa Bittner @regionalsport.at
Vanessa Bittner @regionalsport.at

 

 

 

 

Text:

Mag. Simone Käferböck, BSc
Klinische- und Gesundheitspsychologin, Sportwissenschaftlerin
Kinder,- Jugend- und Familienpsychologie, Sportpsychologie
Andreas-Hofer-Straße 31, 6020 Innsbruck
Tel.: +43 650 3371773
www.simone-kaeferboeck.at

Mag. Simone Käferböck, BSc

@ Mag. Simone Käferböck, BSc
@ Mag. Simone Käferböck, BSc