Foto: Mirja Geh
Foto: Mirja Geh

Kira Grünberg: „Mein Leben ist noch immer genauso schön!“

"Nur die Schwerpunkte sind anders", sagt Kira Grünberg, 1993 Geborene. Sie hält seit 2014 den österreichischen Rekord im Stabhochsprung, 4,45 Meter. Die Kematerin wurde 2014 zur Leichtathletin des Jahres sowie zu Tirols Aufsteigerin des Jahres gewählt.

2015 erhielt sie neben dem Kemater Sportehrenzeichen den Titel stärkste Frau des Jahres vom Madonna Leading Ladies Award verliehen.

Am 30. Juli 2015 verletzte sich Kira Grünberg bei einem Trainingsunfall schwer und ist seitdem querschnittsgelähmt. Ihr starker Wille sorgte dafür, dass sie bereits rund drei Wochen nach dem Unfall in die Reha-Klinik Bad Häring verlegt werden konnte.

Ihrem Manager, Thomas Herzog, gegenüber äußerte sich Kira wie folgt: „Ich weiß auch, dass ich jetzt eine Verantwortung habe und werde versuchen, jeden Tag zu trainieren und zu kämpfen, so wie wir es früher auch gemacht haben. Vielleicht erreichen wir doch mehr als alle glauben, und dann kann ich sicher vielen Menschen mit einem ähnlichen Schicksal etwas zurückgeben. Nämlich die Hoffnung und Kraft, die mir jetzt so viele Menschen schicken.“

Bei der Sportler-des-Jahres-Wahl in Österreich wurde Kira Grünberg 2015 zur Sportlerin mit Herz gewählt. Einer ihrer ersten großen öffentlichen Auftritte, bei dem sie für Standing Ovations sorgte.

Im Regionalsport-Tirol-Interview berichtet Kira über Emotionen, die Wichtigkeit des Managements und über ihren größten Wunsch. Thomas Herzog erzählt über die Vorgehensweise eines Managers in solchen Situationen, über die nächsten Schritte und ob es möglich ist, das Leben als Sportler nach so einem Unfall finanziell alleine bestreiten zu können.

 

Wie bist du zum Stabhochsprung gekommen, was hat dich daran begeistert?

Kira: Als ich sieben Jahre alt war habe ich im Fernsehen Stabhochspringen gesehen und bin sofort zu meinem Papa gelaufen, um ihm zu sagen, dass ich das auch machen möchte.

 

Was für ein Mensch steckt hinter der Person Kira Grünberg?

Kira: Ich bin eine ehrgeizige, konsequente Sportlerin mit einem starken familiären Rückhalt.

 

Was davon hat sich seit dem Unfall geändert?

Kira: Es ist jetzt ein anderes, aber kein schlechteres Leben. Das Training und die schon sehr intensive Zeit ist gleichgeblieben und meine Einstellung sowieso.

 

Wie wichtig ist ein gutes Management jetzt, im Vergleich zu vorher?

Kira: Mein Manager, Thomas Herzog, hat uns von Anfang an voll unterstützt und mir und der Familie ermöglicht, uns nur auf die Reha zu konzentrieren. So gesehen, natürlich noch viel wichtiger als vorher.

 

Wenn du deine Sportart und dein Leben in Emotionen beschreiben müsstest, was fällt dir dazu ein?

Kira: Stabhochsprung ist die schönste, eleganteste und schwierigste Disziplin in der Leichtathletik. Mein Leben ist immer noch genauso schön, nur jetzt halt mit anderen Schwerpunkten.

 

Kannst du schon abschätzen, wie lange du in Bad Häring bleiben wirst?

Kira: Wahrscheinlich noch bis Februar oder März.

 

Wie geht es danach weiter?

Kira: Danach muss ich mich einmal an zuhause gewöhnen. Hier ist alles behindertengerecht und das wird sicher eine große Umstellung, aber die Familie versucht schon alles zu adaptieren.

 

Welche Vorbilder hast du?

Kira: Ich habe eigentlich keine Vorbilder.

 

Inwieweit und in welcher Form hat dein Leistungssport dein Leben verändert, auch privat?

Kira: Es bleibt nicht viel Zeit für Privates. Einmal mit dem Freund ins Kino oder einen Kaffee trinken, viel mehr ist im Spitzensport nicht möglich.

 

Nach welcher Einstellung lebst du oder nach welchem Lebensmotto?

Kira: Ich habe kein fixes Lebensmotto. Ich lebe einfach gerne.

 

An welchen Moment in deinem Leben erinnerst du dich besonders gern zurück?

Kira: Es sind viele kleine Momente mit der Familie, dem Freund oder auch sportliche Höhepunkte, aber kein einzelner Moment.

 

Woher kommt deine Kraft und die Einstellung immer weiterzumachen, nicht aufzugeben?

Kira: Es bringt nach so einem Unfall nichts, zu weinen und zu jammern. Ich habe so ein starkes Team um mich, viel Zuspruch von außen und sehe einfach keinen Sinn darin, aufzugeben. Es geht immer etwas.

 

Was sind deine Ziele, die du dir für die nahe und ferne Zukunft gesteckt hast?

Kira: Jetzt andere als früher: Selber Zähneputzen, selbst Essen und Trinken können, vielleicht einmal in ein Schwimmbad gehen und am normalen Leben teilnehmen.

 

Abschließend, was ist dein größter Wunsch?

Kira: Ich würde gerne wieder – in welcher Funktion auch immer – zum Stabhochsprung zurückkehren, denn das war immer das Schönste und Wichtigste für mich.

 

Herr Herzog, aus den Erfahrungswerten, wie viele Sportler, die einen ähnlichen oder selben Unfall hatten wie Kira, machen noch etwas aus ihrem Leben?

Thomas Herzog: Sportler haben generell einen großen Vorteil nach solchen Unfällen, da ihre körperliche Konstitution einfach gut ist und sie gewohnt sind hart und konsequent zu trainieren. Bei Kira ist das Besondere, wie schnell sie ihr Schicksal angenommen hat und wie stark sie mental ist. Kira ist seit dem Unfall als Persönlichkeit noch gereift und das in der schwierigen Phase der ersten 3 Monate.

 

Wie wichtig ist in solchen Momenten das Management?

Thomas Herzog: Kira hat es einmal richtig ausgedrückt als sie gesagt hat: „Eigentlich sollte jeder, der einen solchen Unfall gehabt hat, das Glück haben, auch einen Manager hinter sich stehen zu haben, denn man kann sich voll auf die Reha konzentrieren und die Familie ist auch entlastet.“ Natürlich ist in einer solchen Situation ein gutes Management immens wichtig, denn nach solch einem Unfall gilt es die Sportlerin kurz- als auch langfristig finanziell abzusichern, ihr einen neuen Lebensweg vorzubereiten und gleichzeitig das mediale Interesse positiv auszunützen.

 

Können diese Sportler das Leben finanziell alleine bestreiten, wie ist in solchen Situationen die Vorgehensweise?

Thomas Herzog: Sowohl während der aktiven Karriere als auch insbesondere nach so einem Unfall brauchen Sportler in jedem Fall Unterstützung (auch finanzielle) durch die Familie und wenn möglich durch ein gezieltes Management. Junge Sportler in Sportarten außerhalb von Fußball und Skifahren sind sonst nicht in der Lage, ihr Leben selbständig finanziell zu gestalten.

 

Gibt es konkrete Ziele, die ihr mit Kira ansteuert?

Thomas Herzog: Abgesehen von weiteren gesundheitlichen Fortschritten, wird es ein ganz ein wichtiges Ziel sein, ihr positives Lebensgefühl auch in den nächsten Jahren zu erhalten. Dann wird sie auch die starke und vorbildliche Rolle in der Öffentlichkeit behalten, was ihr wiederum ein neues und interessantes Leben ermöglichen wird.

 

Was werden die nächsten Schritte sein?

Thomas Herzog: Ein paar ausgewählte öffentliche Auftritte, ein paar TV-Auftritte, alles immer mit Bedacht auf ihren gesundheitlichen Zustand, und dann schon die Umgewöhnung von der Reha-Klinik ins normale Leben.

 

Wollt ihr über aktuelle Projekte etc von Kira Grünberg informiert sein, dann schaut auf ihre Seite, www.kirabruenberg.com.