Die Legende um die „Gallzeiner“

„Man muss sich in Schienentechnik, Sport und Holzverarbeitung auskennen. Ich bin der Herzchirurg unter den Tischlern“

Mit leuchtenden Augen berichtete Bernhard Lederwasch über sein Unternehmen, die „Gallzeiner Rodel“: „Es ist die Leidenschaft, der persönliche Kontakt mit den Kunden, das auf die jeweiligen Käufer Eingehen, was unsere Rodel so einzigartig macht. Die Liebe für die Details, die Handarbeit hinter den einzelnen Teilen und dass jede Rodel individuell gebaut wird. Jede ‚Gallzeiner‘ ist ein Unikat!“

Die „Gallzeiner Rodel“ ist ein Einmannbetrieb, bei dem der Meister, Bernhard Lederwasch, die Endarbeiten und den Feinschliff selbst macht. Nur einen Mitarbeiter hat dieses Traditionsunternehmen beschäftigt, der bei den Vorarbeiten hilft. Die jahrelange Erfahrung, die ein Rodelbauer benötigt, hat der Tischlermeister Bernhard Lederwasch von seinem Schwiegervater, Josef Brunner sen., gelernt.


Der Anfang der „Gallzeiner“

Vor 50 Jahren war es die Begeisterung zum Rodeln, die Josef Brunner sen. zum Rodelbau führte. Schon bald galt Josef Brunner als gefürchteter Preisträger zahlreicher Rennen. Das war der Startschuss der tollen erfolgreichen „Gallzeiner Rodel“. Was zu Beginn nur ein Hobby war, entwickelte sich zum Gewerbe. Schon bald sprachen die Rodelfans nicht mehr davon, eine Rodel zu kaufen, nein, es hieß, es muss eine „Gallzeiner“ sein.

Zusammen mit seiner Frau Herta und seinen Kindern entstand um Josef Brunner sen. ein Handwerksbetrieb, der von Gallzein nach Jenbach übersiedelte.

Legendär wurde die „Gallzeiner Rodel“, dessen Betrieb seit über vier Jahren von Josef Brunners Tochter Helga mit ihrem Mann Bernhard Lederwasch geführt wird.


Ich bin der Herzchirurg unter den Tischlern

Jahrzehntelang arbeitete Bernhard Lederwasch in der Rodelwerkstatt seines Schwiegervaters, Josef Brunner sen., mit. All die Erfahrungen Brunners bekam er mit auf seinem Weg. Bernhard Lederwasch erklärte in seiner Werkstatt, dass ein Tischler im Grunde ein praktischer Arzt im Holzbau ist. So wie sich ein Arzt weiterentwickelt und Erfahrungen sammelt, habe das auch er gemacht und sich so zum Herzchirurgen – zum Rodelbauer – hochgearbeitet. Eine Lehrzeit von über 30 Jahren.

Natürlich ist Bernhard Lederwasch selbst begeisterter Rodler und fast jedes Wochenende auf den Rodelbahnen der Region Bezirk Schwaz anzutreffen. „Das ist eines der Geheimnisse der ‚Gallzeiner Rodel‘. Wir sind bei den Kunden und lernen dadurch, was verbessert gehört oder was die Wünsche der Rolder sind!“, behauptet Bernhard Lederwasch, während er gerade ein Rodelteil fertig schleift.


Ein begehrtes Unikat

Bernhard Lederwasch und seine Frau Helga sind gewillt, die alte Tradition, solide Handwerkstücke abseits der billigen Massenfertigung herzustellen, weiterhin zu pflegen. Sie wollen, dass die „Gallzeiner Rodel“ ihre Identität nicht verliert. „Jede Rodel ist individuell hergestellt. Die Kunden kommen zu uns, ich berate sie und danach wird die Rodel gebaut. Bei uns ist alles möglich“, erklärt der junge Unternehmer Bernhard, der ganz nebenbei noch erwähnt, dass er der Einzige im Betrieb ist, der die „Gallzeiner“ zusammenbaut und sie freigibt. Dabei möchte er ein ruhiges Gewissen haben.

„Bei uns zählt die Handschlagqualität und ich bin für meine Kunden so gut wie immer erreichbar. Es gibt auch fast nichts, das ich nicht repariere, sofern es eine ‚Gallzeiner‘ ist!“, sagte Bernhard Lederwasch mit Stolz. Es sind die Geschichten, die eine „Gallzeiner Rodel“ zu etwas Besonderem machen. Die Älteste ist an die 45 Jahre alt. Manche Rodler lassen eine „Gallzeiner“ selbst dann herrichten, wenn sie einen „Totalschaden“ hat. Lederwasch hat Kunden zwischen Barcelona und Hamburg. Es geht den Rodelbegeisterten nicht darum, nur eine Rodel zu besitzen, es muss eine „Gallzeiner“ sein.


Das Phänomen der „Gallzeiner“

Es ist laut Bernhard Lederwasch das Rundherum und weil sie das Rodeln sowie den Rodelbau leben. Zudem ist die „Gallzeiner“ kein „steifer Bock“, sondern eine bewegliche, weiche und dadurch leicht steuerbare Rodel. Die Füße werden mit den Kufen nicht fest verleimt, sondern mit Holzverbindungen verbunden und verschraubt. Dadurch ist gewährleistet, dass wenn eine Schraube bricht, die Rodel nicht auseinander fällt. Unverwechselbare Eigenschaften sind die gepolsterten Komfortsitze mit Stoffüberzug und auf Sonderwunsch der eingestickte Name. Auch die 22 Grad Neigung der Kufen. Mehr gibt Bernhard Lederwasch leider nicht preis. Die Wahl des Holzes, die Schichtverleimung und spezielle Methoden fallen unter die Kategorie Geheimrezept.

Bernhard Lederwasch gibt seinen Kunden gerne Tipps über die Pflege, das richtig Rodeln und über das Schienenwachsen.

Erfreulich ist mit Bestimmtheit, dass der Betrieb der „Gallzeiner Rodel“, der sich in zweiter Generation befindet, aller Wahrscheinlichkeit nach in die dritte Generation übergeben werden kann. Helga und Bernhard Lederwaschs Sohn zeigt sich bereits sehr interessiert.

Mehr über die legendäre Rodel ist auf www.gallzeiner-rodel.at zu finden.