Bewegung – das Allheilmittel?

 

Dass Bewegung gesundheitsfördernd ist, ist mittlerweile vielfach wissenschaftlich bewiesen. Regelmäßige körperliche Aktivität wird seitens der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Vorbeugung von Erkrankungen aller Art empfohlen. Besonders wirksam zeigt sich ein aktiver Lebensstil vor allem zur Vorbeugung und auch bei bereits vorliegender Erkrankung, wie etwa bei Diabetes, bei Bluthochdruck, bei Alzheimer und Demenz, bei Angstzuständen und besonders bei Depression.

 

Die Hirnforschung bricht mit alten Weisheiten

Die Hirnforschung hat dazu in den letzten Jahren ganz besondere Entdeckungen gemacht. Im menschlichen Gehirn wird durch Bewegung ein ganz bestimmter Stoff produziert: BDNF – brain derived neurotrophic Factor, ein vom Gehirn selbst produzierter, zur Unterstützung der Neubildung von Nervenzellen im Gehirn wesentlicher Faktor. In jedem Gehirn besteht allerdings ein anderer Level dieses Faktors, der durch die richtige Ernährung und vor allem durch Bewegung und Sport erhöht werden kann. Von außen ist er allerdings nicht zuführbar, also eine Erhöhung des BDNF-Spiegels etwa durch Einnahme von Tabletten ist (noch?) nicht möglich. Dieser Stoff ermöglicht also unserem Gehirn zu wachsen, sich zu entwickeln. Und das nicht nur im Kindes- oder Jugendalter, sondern bis ins hohe Alter. Dr. Manfred Spitzer, einer der führenden deutschsprachigen Hirnforscher, meinte dazu anlässlich eines Vortrags in St. Pölten: „Vergessen sie Sudoku und Kreuzworträtsel, gehen sie lieber laufen oder wenigstens spazieren!“ Seine Erkenntnis: beim Sudoku- und Kreuzworträtsellösen greifen sie auf bereits bestehende Hirnstrukturen zurück, neue werden nicht gebildet, nur altes hervorgekramt.

 

Ähnlich sieht es auch Dr. Gerald Hüther, ein weiterer Fachmann auf dem Gebiet der Hirnforschung, der sich in diesem Zusammenhang gegen Frühfördermaßnahmen wie mehrsprachiges Lernen im Kindergarten oder ähnliche Methoden ausspricht. Seine Begründung: „Die Ansicht, dass das Gehirn wie ein Muskel funktioniert und durch entsprechendes Hirn-Training positiv beeinflusst werden kann ist längst überholt. Der stärkste Entwicklungseffekt für das Gehirns ist, Begeisterung auszulösen.“ Es müssen also die emotionalen Zentren erreicht werden. Nur wenn der Mensch von dem was er da tut überzeugt ist und sich dafür begeistern kann, dann ist auch die Entwicklung des Gehirns garantiert.

Wenn man Jogger beobachtet, die mit verbissenem Gesichtsausdruck ihre Körper zu Bewegung zwingen, ohne Spaß und Freude an der Bewegung, dann wird das wohl für das Herz-Kreislaufsystem positive Effekte erzeugen, die Hirnentwicklung jedoch bleibt dabei unberührt.

 

Bewegung bringt´s! Für Alle!

Eine groß angelegte amerikanische Studie mit über 25.000 Männern und über einen Zeitraum von 24 Jahren hat gezeigt wie stark der Einfluss einer guten körperlichen Verfassung, einer guten Fitness, für die Sterblichkeit für alle Gewichtsklassen sein kann. Vergleicht man schlanke Untrainierte mit Männern mit guter Fitness so beträgt die Sterblichkeitsrate etwas mehr als das Doppelte (2,2-fache). Beim Übergewichtigen (Body Mass Index zwischen 25 und 30) und beim schwer Übergewichtigen (BMI über 30) steigt dieser Faktor aufs 2,5-fache bzw. 3,1-fache. Überraschend war allerdings das Ergebnis der fitten Übergewichtigen und sogar der fitten schwer Übergewichtigen: die hatten einen Faktor von nur 1,1-facher Erhöhung der Sterblichkeit gegenüber dem trainierten, schlanken Mann. Das heißt, der fitte, schwer Übergewichtige (1,1-fach) kann seine Risiken aufgrund seines körperlichen Zustandes eine tödliche Krankheit zu erlangen, durch regelmäßiges Training, um die Hälfte gegenüber dem schlanken Unfitten (2,2-fach) senken. [Grafik]

 

Menschen überzeugen - nicht überreden

Das Ziel kann daher nicht sein die Menschen mit erhobenem Zeigefinger zu mehr Bewegung zu drängen, sondern den Menschen die Vorteile von regelmäßiger Bewegung und Sport so nahe zu bringen, dass sie selbst die Überzeugung in sich tragen und sich für jede körperliche Aktivität begeistern können.

Der Aufzug ist mal wieder kaputt? Wie ärgerlich, gerade heute, wo es eilt… Nützen sie die Chance, die sich ihrem Körper UND Geist bietet und nehmen sie die Treppe. Jeder Schritt, jede Stufe, die sie in positiver Stimmung nehmen bringen ihnen Vorteile.

 

10 Minuten am Stück!

Bereits 10 Minuten körperlicher Aktivität am Stück sind wissenschaftlich erwiesen gesundheitsförderlich! Sowohl für Körper wie auch Geist. Natürlich ist mehr immer besser und besonders zur Stärkung von Herz-Kreislaufsystem, Atmung und Immunsystem oder zur Anregung von Verdauung und Stoffwechsel sind längere Aktivzeiten unter Ankurbelung der Herzfrequenz – auf etwa 75-80% der maximalen Herzfrequenz wesentlich. 30 bis 40 Minuten pro Tag ausdauerförderliche Bewegung werden derzeit von Wissenschaftlern aller Richtungen weltweit empfohlen. Praktische Ärzte, Internisten und auch Neurobiologen und Neurologen sehen diese Maßnahmen als zielführend für die Gesunderhaltung, aber auch die Entwicklung von Körper und Geist als zielführend an.

 

Leitlinien für gesundheitswirksame Bewegung

Ganz ähnliche Empfehlungen finden sich auch in den 2010 präsentierten „Österreichischen Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung“. Sie enthalten Leitlinien, um die Gesundheit zu fördern und aufrecht zu erhalten. Demnach sollten Erwachsene mindestens 150 Minuten pro Woche mit mittlerer Intensität (z.B. Gehen oder lockeres Laufen) oder 75 Minuten pro Woche mit höherer Intensität (z.B. flotteres Laufen) Bewegung machen. Ein allmählicher Ausbau des Umfangs auf das Doppelte ist mittelfristig anzustreben.

 

Nicht zu vernachlässigen sind muskelkräftigende Bewegungen an mindestens zwei Tagen der Woche. Kinder sollten jeden Tag mindestens eine Stunde mit zumindest mittlerer Intensität körperlich aktiv sein, an mindestens drei Tagen der Woche muskelkräftige und knochenstärkende Bewegungsformen praktizieren und darüber hinaus koordinationsfördernde Aktivitäten ausführen.

Wie Sie Ihre Beweglichkeit und Koordination fördern, Ihre Ausdauer erhöhen, Ihre Muskulatur kräftigen und insgesamt Ihre Gesundheit nachhaltig stärken können, erfahren Sie im Detail auf www.fitsportaustria.at.

 

Ärztliche Untersuchung

Personen über 35 Jahre, die länger keinen Sport betrieben haben, wird vor regelmäßiger sportlicher Aktivität grundsätzlich eine ärztliche Untersuchung empfohlen. Besonders gilt das im Fall von Vorerkrankungen und Risikofaktoren wie Rauchen oder Bluthochdruck. Warum also nicht die jährliche Vorsorgeuntersuchung, die jede/r kostenlos bei ihrem/seinem Arzt in Anspruch nehmen kann, als Startrampe für ein neues Leben im Wohlfühlmodus nehmen?

 

Qualitätssiegel-Bewegungsangebote in ganz Österreich

Nicht jede Art körperlicher Aktivität ist also Garant dafür, diese tollen Ergebnisse zu erzielen. Die qualitätsgesicherten Bewegungsangebote der Vereine der drei Breitensportverbände ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION können ihnen und ihren Kindern dabei helfen, die für sie geeigneten und freudvollen Bewegungsmöglichkeiten kennenzulernen und das Passende für jeden zu finden.

 

Information

Unter www.fitsportaustria.at können Sie gesundheitsorientierte Bewegungsangebote in Ihrer Nähe finden. Durch Eingabe einer Postleitzahl im Bereich „Bewegungsangebote“ erhalten Sie eine Auflistung aller Angebote in Ihrer Umgebung. Ist kein Internet verfügbar, so hilft Ihnen gern die „Fit Sport Austria“-Geschäftsstelle unter der Telefonnummer 01/504 79 66 weiter.

 

Kontakt

Fit Sport Austria GmbH

- die gemeinnützige Gesellschaft von ASKÖ, ASVÖ und SPORTUNION

Prinz Eugen Str. 8-10/8. OG, 1040 Wien

Telefon: +43 / 1 / 504 79 66

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www.fitsportaustria.at

 

Text, Fotos und Grafik wurden von ASVÖ Fit für Österreich zur Verfügung gestellt.