10 flinke Füße – 10 Fuß hoch

Basketball in Tirol

Text: Michael Grohs Fotos: Silverminers, Regionalsport Tirol

 

Basketball gilt als eine der rasantesten, spannendsten und intensivsten Ball- und Teamsportarten. Taktische Disziplin, Teamgeist, körperliche und geistige Schnelligkeit, sowie natürlich die entsprechende Technik und eine gehörige Portion Ballgefühl zeichnen einen guten Basketballer aus. Jeweils fünf Spieler einer Mannschaft versuchen mit diesen Fähigkeiten einen Ball im genau zehn Fuß hoch montierten gegnerischen Korb unterzubringen. Eine gute Mannschaft macht jedoch nicht nur die Angriffsstärke und Treffsicherheit aus. Nicht nur fünf starke Wurfarme sind am Parkett gefragt, auch zehn flinke Füße. Die Beinarbeit spielt gerade in der Verteidigung eine ganz besondere Rolle, wenn es darum geht den einen Wimpernschlag früher im Weg des Angreifers zu sein, um ihn am Punkten zu hindern.

 

Basketball ist eine relativ junge Sportart, die sich seit ihrer Erfindung 1891 rasant ausbreitete und sich dabei in der Grundform kaum änderte. Vergleicht man aber das Ergebnis des ersten Olympischen Basketball Finales 1936 mit heutigen Ergebnissen, kann man nur staunen und eine drastische Entwicklung von Treffsicherheit, Spieldynamik und Teamgefüge nicht abstreiten. Damals gewann die USA nämlich gegen Kanada mit 19:8 Punkten. Insgesamt. Heutzutage wäre das nicht einmal ein besonders hoher Spielstand nach dem ersten Viertel, so gelang es in der laufenden Saison der Tiroler Landesliga gleich fünf mal einem Team mehr als 100 Punkte zu erreichen – in der selben Spielzeit wie damals.

 

Auch in Tirol freut sich diese dynamische Sportart bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Etwa zehn Jahre nach Gründung der NBA (National Basketball Association) in den USA, die heute wohl jedem sportinteressierten ein Begriff ist, und acht Jahre nach dem Deutschen Basketball Bund wurde 1957 der Tiroler Basketball Verband gegründet. Nun, knapp 60 Jahre später, in welchen Teams aus Schwaz und Innsbruck für einige Glanzzeiten sorgten, ist Tirol jedoch das einzige Bundesland das bei den Herren kein einziges Team in einer der beiden Österreichischen Bundesligen stellt. Darüber hinaus kämpfen lediglich sechs Mannschaften um den Titel in der Tiroler Landesliga, diese aber dafür mit umso mehr Herz und Engagement.

Nach dem Vorjahressieg des SV Olympisches Dorf Innsbruck haben heuer bisher die Herren der Turnerschaft Innsbruck (TI) die Nase vorne. Zwei Runden vor Ende des Grunddurchgangs führt die TI die Tabelle an. Entschieden wird eine Meisterschaft im Basketball allerdings traditionell in Form eines Play Offs. In Tirol qualifizieren sich dafür die besten Teams, aktuell neben TI und SVO auch die USI Bulls, ebenfalls aus Innsbruck und die Silverminers aus Schwaz.

Diese vier Teams sind es auch die an der erst zum zweiten Mal durchgeführten Westliga teilnehmen. Bereits traditionell spielt nämlich ein Team aus Zell am See in der Tiroler Landesliga mit. Als dann 2014 auch eine Anfrage der Eisenstein Baskets aus Feldkirch an den Tiroler Basketball Verband herangetragen wurde, entschloss man sich parallel zur Tiroler Landesliga auch eine sogenannte Westliga durchzuführen. Bereits für die zweite Saison gab es Interesse eines weiteren Vorarlberger Teams und der BSC Salzburg musste erst kurz vor Spielbeginn seine Nennung zurückziehen. Für die kommenden Jahre ist aber durchaus eine weitere Aufnahme von Teams vorwiegend aus den benachbarten Bundesländern geplant, auch die Integration eines Südtiroler oder gar Bayrischen Teams wäre theoretisch möglich und aus Sicht des Tiroler Basketball Sportes begrüßenswert. Ziel soll es sein, die Westliga offiziell als dritte Liga in Österreich zu etablieren, um die Lücke zwischen den Landesligen und der zweiten Basketball Bundesliga zu verkleinern, die sich in den letzten Jahren sowohl im spielerischen Niveau als auch in budgetären Anforderungen herauskristallisierte.

 

In kaum einer Sportart gibt es in Österreich wohl ein so großes Ost-West Gefälle zu sehen wie im Basketball. Seit dem Rückzug der Schwazer Silverminers aus der zweiten Bundesliga vor drei Jahren sind in dieser nur noch die Dornbirn Lions und die BBU Salzburg aus den drei westlichen Bundesländern vertreten. Die Landkarte der Admiral Basketball Bundesliga, Österreichs höchster Spielklasse, weist gar schon mit der Achse Graz-Gmunden ihre westliche Grenze aus. Da Kärnten in der zweiten Liga gleich mit vier Teams vertreten ist, bleibt Tirol also der einzige schwarze Fleck.

 

Mittel- bis langfristig soll sich das natürlich wieder ändern, wozu aber einiges an Arbeit in den Top Vereinen nötig sein wird. Ein sehr zentraler Punkt ist dabei – wie wohl in allen Sportarten – die Konzentration auf eine fundierte Nachwuchsarbeit und die zielgerichtete Förderung junger Talente. Ein Blick auf die Tabellen der Tiroler Landesligen zeigt dabei zugleich ein überschaubares Bild als auch eine positive Entwicklung. Im Vergleich zum Vorjahr konnte die Anzahl der teilnehmenden Teams entscheidend erhöht werden. In reinen Zahlen betrachtet zeigt sich jedoch noch immer viel Luft nach oben. Mit sechs teilnehmenden Teams ist die Tabelle der Altersklasse u16 bereits die längste.

Ganz oben steht auch hier die Turnerschaft Innsbruck. Bei den Junioren bis 19 Jahre nimmt der SVO Innsbruck auch an der Österreichischen Meisterschaft teil. Rund um das Ausnahmetalent Benedikt Haid gelang es eine schlagkräftige Mannschaft aufzustellen, sich im Mittelfeld der „Conference West“ festzusetzen und auch die eine oder andere Nachwuchsabteilung eines Erstligisten zu ärgern.

Ähnliches gelang auch den Damen der Turnerschaft Innsbruck. Die TI Damen nahmen heuer sowohl an der Österreichischen Meisterschaft in der Altersklasse u19 teil, als auch in der allgemeinen Klasse am Österreichischen Cup. Dort gelang mit einem Sieg über Graz sogar der Einzug ins Viertelfinale, was ein Aufeinandertreffen mit den Flying Foxes von SVS Post, den unumstrittenen Serienmeisterinnen in Österreich.